Berufsbedingt bin ich in vielen Gemeinden unterwegs, nahezu überall stoße ich auf griesgrämige Gesichter. Grund dafür sind die immer gleichen Geschichten: unlösbare kirchenpolitische Streitigkeiten, persönliche Fehden oder die ängstlich beschworene Vorsicht, bloß nichts zu verändern. Diese miesepetrige Grundstimmung frustriert mich.
Manchmal möchte ich am liebsten all die Pessimisten wachrütteln und sie fragen, warum und wofür sie sich eigentlich überhaupt noch engagieren. Dass Kirchengemeinderäte oft Schwierigkeiten haben, Nachwuchs zu halten oder überhaupt erst mit ins Boot zu holen, verwundert mich nicht. Jüngere Gemeindemitglieder verstehen die Spannungen häufig gar nicht. Manche arrangieren sich damit, die meisten aber kehren den Gemeinden den Rücken. Meine Generation engagiert sich eben nicht mehr aus bloßer Liebe zur Vereinsmeierei, wir wollen das Gefühl haben, gemeinsam Gutes zu bewirken, etwas, was einem Freude macht.
Eigentlich passt das gut zur Kirche. Die Freude sollte der "Personalausweis des Christen" sein, so hat es Papst Franziskus auf den Punkt gebracht, der auch predigt, dass man angesichts der Erlösung als Christ kein Gesicht wie bei einer "Totenwache" machen dürfe. Dieser Papst stellt mit Evangelii gaudium (Die Freude des Evangeliums) und Amoris laetitia (Die Freude der Liebe) die Frohbotschaft in den Mittelpunkt. Das macht ihn gerade bei jüngeren Menschen so populär - ob sie sich dann genauer mit seinen Positionen und der Kirche auseinandersetzen oder nicht. Die Freude, die er ausstrahlt, wirkt anziehend. Sie ist das Indiz dafür, dass von dieser Botschaft tatsächlich etwas zu erwarten ist. In einer Zeit, in der Bücher über das "gute Leben" monatelang auf den Bestsellerlisten stehen und Zeitschriften mit Worten wie "happinez" im Titel am Kiosk trenden, ist es doch fatal, wenn Christen nicht mehr den Eindruck vermitteln, dass der Glaube glücklich macht.
Dabei gibt es doch nichts Größeres, als um einen Gott zu wissen, der Mensch wurde und den Menschen gerade im Leid seinen Beistand und seine Liebe bewiesen hat. Wer diesen Gott einmal erfahren hat, kann doch eigentlich gar nicht anders, als die Freude zum Pulsschlag seines Lebens zu machen. So geht es zumindest mir. Und ich kann dann auch mal etwas gut sein lassen und muss nicht jede Diskussion bis zum bitteren Ende führen, ohne dabei meine Überzeugung aufzugeben. In der Freude steckt die Zuversicht, dass es Gott ist, der die Dinge lenkt - und man als Mensch auch mal loslassen darf. Mit dieser Haltung macht mir kirchliches Engagement Spaß.