Wegen der Energiekrise fürchten sich viele vor der nächsten Gas- und Stromabrechnung. Die gestiegenen Lebensmittelpreise belasten zusätzlich die Finanzen vieler Studierender. Wir haben unsere Leser:innen dazu aufgerufen, zu erzählen, wie stark sie die Krise trifft und was sie von den Hilfsmaßnahmen der Regierung halten. Fünf haben wir ausführlicher befragt.
"Ich bin sehr froh, dass sich meine Mitbewohner:innen alle so reinhängen"Jakob, 23 Jahre alt, wohnt in Leipzig und studiert Jura
Als ich vor ein paar Wochen eine normale Gurke in der Hand hatte und ihren Preis sah, musste ich erst mal schlucken - 1,10 Euro. Da habe ich realisiert, wie teuer alles geworden ist. Jetzt bemerke ich es bei jedem Einkauf. Der Preisanstieg besorgt mich. Um etwas Geld zu sparen, planen wir in der WG unsere Einkäufe zusammen und gehen überwiegend in Discountern einkaufen.
Ich bin sehr froh, dass sich meine Mitbewohner:innen alle so reinhängen. Wir sprechen im Moment sehr viel darüber, wie wir im Winter Energie sparen können. Wir wohnen in einer nicht renovierten Altbau-Wohnung, unter all den Türen und Fenstern zieht es hier. Jetzt machen wir die Wohnung wintertauglich. Wir wollen möglichst viel Fläche mit Teppichen auslegen. Wir haben die Fenster abgedichtet. Meine Mitbewohnerin näht gerade Vorleger für die Türen. Außerdem haben wir beschlossen, dass wir jetzt immer direkt nacheinander duschen gehen, damit wir das Bad nur einmal lüften müssen. Leider hat der Vermieter unsere Anfrage abgelehnt, die Heizungen zu warten. Er habe keine Zeit dafür, sagt er.
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Ich kann schlecht einschätzen, wie teuer das Heizen wird. Ich bin gerade erst in die Wohnung gezogen. Deshalb lege ich jetzt jeden Monat 100 Euro zur Seite. Ich gehe nur noch selten in die Mensa oder zum Imbiss. Mittlerweile koche ich am Abend große Portionen für die Mittagspause vor. Und wenn ich mit Freund:innen unterwegs bin, dann esse ich doch lieber zu Hause, statt mit ihnen noch eine Pizza zu essen. Ich befürchte aber, dass das nicht ausreicht, und ich irgendwann mein Erspartes anbrechen muss. Ich habe schon ganz früh im Studium angefangen, Geld für die Examensvorbereitung zu sparen. Von dem Geld, das mir meine Eltern jeden Monat überweisen, ging ein kleiner Teil zur Seite. Außerdem habe ich noch fünf Stunden die Woche als studentische Aushilfskraft gearbeitet. Der Gedanke, dass ich jetzt an dieses Geld ran muss, gibt mir ein mulmiges Gefühl.
Ich freue mich, dass die Regierung sich dafür entschieden hat, uns Studierende mit 200 Euro zu unterstützen. Während der Pandemie habe ich mich als Student ziemlich alleingelassen gefühlt. Der Betrag wird zwar die gestiegenen Kosten nicht ausgleichen können, dafür müsste viel mehr passieren, aber immerhin scheinen meine Probleme zum ersten Mal seit einigen Jahren von der Politik gesehen zu werden.