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Kinderarbeit: Und plötzlich sind wir aufgewacht

Die ILO und die Alliance 8.7 wollen bis 2025 Kinderarbeit abschaffen. Doch die Pandemie wirft die Welt in diesem Kampf zurück – und das wird auch 2021, das Jahr gegen Kinderarbeit, nicht wiedergutmachen.

Da ist dieser 15-jährige Bursche in meiner Nachbarschaft, dessen Mutter psychische Probleme hat und dessen Vater vor drei Jahren an Krebs erkrankt ist. Seither kann der Vater nicht mehr arbeiten und wie früher mit Fischerei die siebenköpfige Familie ernähren. Der 15-Jährige besucht die Schule, wenn auch unregelmäßig. In Mathematik ist er nicht schlecht, aber Schreiben und Lesen gehören nicht zu seinen Stärken, Englisch schon gar nicht. Immer wieder geht er statt zur Schule Gelegenheitsjobs nach, hilft zum Beispiel in einem Geschäft oder am Bau aus oder geht fischen. Seine Arbeitskraft ist willkommen, denn sie kostet deutlich weniger als die eines Erwachsenen. Einmal hat er für einen Tag Arbeit 50 Rupien und eine Portion Reis und Curry bekommen. Ein erwachsener Arbeiter würde für dieselbe Tätigkeit mindestens 1.000 Rupien verdienen.

Der Bursche lebt in Sri Lanka, aber er könnte ebenso gut in Indien, Bolivien, der Elfenbeinküste oder in einem anderen Land des globalen Südens zu Hause sein. Er könnte auch Schuhe in einer Textilfabrik zusammennähen, Elektroschrott recyceln, in einer Mine oder auf einer Kaffee-, Kakao- oder Bananenplantage arbeiten, Baumwolle ernten oder sich prostituieren, um der Familie zu einem gewissen Einkommen zu verhelfen. Die Krebserkrankung des Vaters, die der Familie Armut gebracht hat, hätte auch ein Unfall, der Tod oder der Jobverlust aufgrund der Pandemie sein können.

Dieser Teenager ist eines von 68 Millionen Kindern in Asien und dem Pazifikraum, die regelmäßig einer Arbeit nachgehen. Das ist jedes 14. Kind in der Region. Mehr als ein Drittel von ihnen ist sogar jünger als elf Jahre. Diese Zahlen stammen von 2017 und sind die aktuellsten Schätzungen der ILO (International Labour Organization), einer Sonderorganisation der UNO. Die neuen Zahlen geben die ILO und UNICEF kurz vor dem 12. Juni, dem Welttag gegen Kinderarbeit, heraus.


[Bild von Suvajit Roy auf Pixabay]


Den ganzen Artikel gibt es hier: Kinderarbeit: Und plötzlich sind wir aufgewacht - Arbeit&Wirtschaft (arbeit-wirtschaft.at)