Russlands Angriff auf die Ukraine sorgt bei den Ostseeanrainern für Sorge – vor allem im Baltikum. Mit einem Manöver probt die Nato dort nun den Ernstfall. Es ist nicht das erste in diesem Jahr.
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Feuer aus dem Bordgeschütz – ein Marine-Hubschrauber, der eine Sonarboje ins Wasser lässt. Diese Übungen sind Teil des Nato-Manövers »Northern Coasts« vor den Küsten Estlands und Lettlands.
Rund 30 Schiffe, etwa 20 Flugzeuge, Helikopter und Drohnen und gut 3.000 Soldaten aus mehreren Nato-Staaten üben seit dem 9. September auf und nahe der Ostsee, um eine mögliche russische Bedrohung abzuwehren. Die ist durch den Ukrainekrieg deutlich wahrscheinlicher geworden.
Stephan Haisch, Flottillenadmiral Deutsche Marine
»Viele Jahre lang hatten wir ein künstliches Szenario. Jetzt sind wir ein bisschen näher an der Realität dran, an der Geografie, an den Partner und dem Gegner. Es ist jetzt realistischer als vorher.«
Geübt werden sollen sogenannte »amphibische Operationen«, also die Zusammenarbeit von Marine, Marineinfanterie und Landungstruppen.
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine sehen sich besonders Estland, Lettland und Litauen von Russland bedroht. Im Fall eines russischen Angriffs aufs Baltikum könnte es sein, dass die drei EU- und Nato-Mitglieder auch oder sogar nur auf dem Seeweg versorgt werden können. Erstmals bildet ein solches Szenario die Basis des Manövers. Das wiederum wird interessiert die russischen Streitkräfte offenbar sehr.
Stephan Haisch, Flottillenadmiral Deutsche Marine
»Wir haben letzte Woche festgestellt, dass ein russisches Aufklärungsboot die ganze Zeit hier war, was aber normal ist. Wir haben Flugzeuge bemerkt, die über uns flogen. Wir haben russische Fregatten festgestellt, die in der Gegend präsent waren. Aber wie gesagt, das ist normal und wie erwartet.«
Die Deutsche Marine hatte die jährliche Übungsserie 2007 ins Leben gerufen. Nur wenige Monate nach dem Manöver »Air Defender« ist »Northern Coasts« eine weitere große Nato-Übung seit Russlands Überfall auf die Ukraine.
Im Juni waren im Rahmen von »Air Defender« zwei Wochen lang 250 Militärflugzeuge über Deutschland gedonnert. »Northern Coasts« soll noch bis zum 23. September laufen.
(20.09.2023)
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