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Das ist der weltweit größte Permafrost-Krater. Der »Batagaika Megaslump« oder wie Anwohner sagen: »Das Tor zur Unterwelt«. Die Thermokarst-Vertiefung liegt in der Nähe der Siedlung Batagai, in der Republik Jakutien, weit im Osten Russlands.
An dieser Stelle senkt sich der Boden immer weiter ab. Der Krater hat inzwischen einen Durchmesser von rund einem Kilometer und eine Tiefe von etwa 50 Metern. Ein Anwohner, der den Krater gut kennt, erinnert sich daran, wie es hier noch vor zwei Jahren aussah.
Erel Struchkov, Anwohner
»Damals war die Kante noch 20 oder 30 Meter von diesem Weg entfernt. Jetzt ist sie viel näher dran, wie man sieht. Auf dieser Seite dehnt sich der Krater etwa zehn Meter und auf dieser Seite vier bis sechs Meter pro Jahr aus. Das ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich.«
Der Krater wächst, weil der darunterliegende Permafrostboden auftaut. Das im Boden enthaltene Eis schmilzt, das Volumen verringert sich. Der Boden senkt sich ab.
Erel Struchkov, Anwohner
»Zunächst dachten alle, der Krater wäre die Folge eines Meteoriteneinschlags. Dann hieß es, es könne ein See sein, der verschwunden ist. Es stellte sich heraus, dass es an der Abholzung des Waldes lag – ein menschlicher Faktor. Schließlich hat Mutter Natur übernommen.«
Der Wald über dem Krater wurde seit den 1960er-Jahren gerodet. Schwere Kettenfahrzeuge zerstörten zusätzlich die Vegetation auf dem Boden. Dadurch schwand die Schutzschicht vor der Sonneneinstrahlung. Die Wärme kann stärker in den Boden eindringen.
Nikita Tananaev, Melnikow-Permafrost-Institut Jakutsk
»Wir wissen nicht viel über die Wachstumsgeschwindigkeit des Kraters. Aber wir sind sicher – und Satellitenbilder beweisen das – dass die Abbruchkante wächst. Denn die Ursachen der Ausdehnung sind nicht verschwunden, es gibt sie noch immer. Und mit einer steigenden Lufttemperatur ist ein noch schnelleres Wachstum zu erwarten.«
Das kann gefährlich werden. In den gefrorenen Böden ist organisches Material eingeschlossen: alte Pflanzen und Tiere, wie Wollnashörner oder Mammuts. Taut der Boden auf, beginnen eingeschlossene Bakterien mit dem Zersetzen. Dabei werden große Mengen von Treibhausgasen wie Kohlendioxid und Methan freigesetzt. Die Klimakrise beschleunigt sich so selbst: Solche »Thermokarst-Prozesse« zählen zu den sogenannten Kipppunkten der Erderwärmung.
Nikita Tananaev, Melnikow-Permafrost-Institut Jakutsk
»Es ist gefährlich, denn es ist eine Folge steigender Temperaturen, eines wärmer werdenden Klimas und menschlichen Einflusses. Wegen steigender Temperaturen und immer höherem Druck durch menschlichen Einfluss, werden wir in Zukunft immer mehr solcher Krater sehen, bis der ganze Permafrost verschwunden ist.«
Wissenschaftlern zufolge erwärmen sich die Böden in Russland etwa zweieinhalbmal so schnell wie die Böden auf der Welt im Durchschnitt. Das »Tor zur Unterwelt« in Jakutien ist seit den 1990er-Jahren etwa um das Dreifache gewachsen.
(31.07.2023)
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