Die Gruppe „Letzte Generation“ hatte am frühen Donnerstagmorgen die Start- und Landebahnen der Flughäfen Hamburg und Düsseldorf blockiert. An beiden Flughäfen wurde der Betrieb zeitweise eingestellt – jetzt heben die Flieger wieder ab. Die Aktivisten haben für ihre Blockade in Hamburg offenbar auch Leihräder des städtischen Anbieters „StadtRAD“ genutzt.
Hamburg. Aktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ hatten am frühen Donnerstagmorgen die Start- und Landebahnen der Flughäfen Hamburg und Düsseldorf blockiert. Mehrere Menschen hatten sich etwa auf der Rollbahn im Hamburger Stadtteil Fuhlsbüttel festgeklebt, hieß es in einer Pressemitteilung der Gruppe. Inzwischen ist der Flugbetrieb in Hamburg seit 09:50 Uhr wieder aufgenommen worden. Auch in Düsseldorf sind die Flugbahnen wieder frei.
Die zentrale Sicherheitskontrolle sowie die Check-in-Schalter in den Hamburger Terminals sind wieder geöffnet. Nach aktuellem Stand wurden dort 17 Ankünfte und 19 Abflüge gestrichen. Zehn ankommende Flugzeuge wurden zu anderen Flughäfen umgeleitet. Nach Angaben des Hamburger Flughafens kann es ganztätig zu weiteren Flugstreichungen und Verzögerungen kommen. Am ersten Ferientag in Hamburg wurden am Airport eigentlich 50.000 Passagiere und 330 Starts und Landungen erwartet.
Mehrere Klimaaktivisten der Gruppe Letzte Generation hatten nach Angaben der Bundespolizei den Außenzaun um das Hamburger Flughafengelände aufgeschnitten und sich auf den Zuwegungen in unmittelbarer Nähe zur Start- und Landebahn festgeklebt. Aus Sicherheitsgründen musste der Flugverkehr vorübergehend eingestellt werden.
Aktivisten nutzen städtische Leihräder für Blockade
Zeitgleich fand am Flughafen in Düsseldorf eine ähnliche Aktion statt. Sechs oder sieben Menschen befanden sich nach Angaben eines dpa-Fotografen am Donnerstagmorgen auf der Zufahrtsstraße zur Start- und Landebahn. Die Klimaaktivistinnen und -aktivisten durchtrennten nach eigenen Angaben ebenfalls einen Zaun, um auf das Vorfeld des Flugplatzes zu gelangen.
Der Polizei sei es inzwischen jedoch gelungen, alle festgeklebten Aktivistinnen und Aktivisten vom Rollfeld zu lösen, sagte eine Polizeisprecherin am Donnerstag. Dennoch müssten Passagiere auch in den nächsten Stunden noch mit Verzögerungen rechnen, sagte eine Flughafen-Sprecherin.
Die Aktivisten veröffentlichten auf Twitter Fotos und Videos der Blockaden an den beiden Flughäfen. In Hamburg war die Gruppe offenbar mit Fahrrädern des städtischen Anbieters „StadtRAD“ auf die Piste gelangt. Bilder zeigen einige der roten Leihräder bei den Aktivisten.
Wissing: „Was die ‚Letzte Generation‘ betreibt, ist kein Klimaschutz sondern Kriminalität“
Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat die jüngsten Klima-Protestaktionen der Letzten Generation an den beiden Flughäfen scharf kritisiert. „Diese gefährlichen Eingriffe in den Verkehr müssen ein Ende haben. Was die ‚Letzte Generation‘ betreibt, ist kein Klimaschutz sondern Kriminalität“, sagte der FDP-Politiker dem Nachrichtenportal „t-online“ am Donnerstag. Dem Klimaschutz selbst erwiesen die Demonstranten einen Bärendienst. „Wer anderen den verdienten und lange ersehnten Jahresurlaub vermiest, trägt zur Spaltung unserer Gesellschaft bei“, so Wissing weiter. Der Rechtsstaat müsse hier hart durchgreifen.
Ähnlich äußerte sich auch Wissings Parteikollege Justizminister Marco Buschmann. „Viele Menschen freuen sich auf ihren verdienten Urlaub. Wenn @AufstandLastGen ihnen diese Freude nimmt, untergräbt sie die Akzeptanz für mehr Klimaschutz“, schrieb Buschmann bei Twitter. Die „Blockierer“ müssten mit strafrechtlichen Folgen sowie gegebenenfalls auch „mit millionenschweren Schadenersatzforderungen“ rechnen.
Polizeigewerkschaft: Sicherheitskonzepte überarbeiten – „Das hätte nicht passieren dürfen“
Die Deutsche Polizeigewerkschaft fordert unterdessen eine Überarbeitung der Sicherheitskonzepte. „Es ist katastrophal für die Luftsicherheit, dass es den Klimaklebern gelungen ist, auf die Startbahn des Düsseldorfer Flughafens zu gelangen. Das hätte nicht passieren dürfen“, sagte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft, Heiko Teggatz, am Donnerstag der Düsseldorfer „Rheinischen Post“.
„Der Flughafenbetreiber ist da in der Verantwortung. In Zeiten wie diesen reicht es nicht aus, Flughäfen mit Zäunen und Stacheldraht zu sichern, auf die man einfach eine Matte legen und dann drüber klettern kann.“ Sowohl am Hamburger als auch am Düsseldorfer Flughafen sei es versäumt worden, nach den Attacken der Klimakleber am Berliner Airport das Sicherheitskonzept zu überarbeiten. „Sicherheit darf nicht länger an Kosten scheitern“, forderte Teggatz.
(13.07.2023)
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