Alexander Schmitt

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Zoff vor Scholz-Besuch: Brasilien lehnt Lieferung von Panzermunition an die Ukraine ab

Bundeskanzler Olaf Scholz ist am Samstag zu einer viertägigen Reise nach Südamerika aufgebrochen. / Quelle: IMAGO/Chris Emil Janßen

Bundeskanzler Olaf Scholz ist am Samstag zu einer Reise nach Südamerika aufgebrochen. Dabei könnte es bei einem Treffen mit dem brasilianischen Präsidenten Lula da Silva zum Streit kommen: Einem Bericht zufolge habe die Bundesregierung Brasilien darum gebeten, Panzer-Munition an die Ukraine zu liefern – doch Brasiliens Staatschef lehnt eine Lieferung ab.

Sao Paulo. Der brasilianische Präsident Lula da Silva lehnt offenbar die Bitte der Bundesregierung ab, der Ukraine Leopard‑1-Panzermunition zu liefern. Das berichtet die brasilianische Tageszeitung „Folha de S. Paulo" unter Berufung auf Regierungs- und Sicherheitskreise. Am Samstag ist Olaf Scholz zu einer Reise nach Südamerika aufgebrochen. Dabei wird er unter anderem den brasilianischen Präsidenten treffen.

Die Entscheidung fiel laut dem Bericht bereits am 20. Januar, auf einem Treffen von Vertretern der Lula-Partei „Partido dos Trabalhadores“. Anwesend waren Spitzen der Streitkräfte und der brasilianische Verteidigungs­minister José Múcio. Bei dem Treffen soll der Vorschlag von Scholz diskutiert worden sein, die Lieferung schwer gepanzerter Fahrzeuge an die Ukraine zu unterstützen.

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Am Mittwoch verkündete die Bundesregierung, sie werde der Ukraine ein Kontingent von 14 Leopard‑2-Panzern aus Deutschland liefern sowie anderen Staaten den Export von Leopard‑2-Panzern gestatten.

Brasiliens Präsident Lula: Es lohnt sich nicht, Russland zu „provozieren"

Brasilien hat der Tageszeitung zufolge Munition für das Vorgängermodell Leopard‑1 vorrätig. Der brasilia­nische Präsident Lula lehnte eine Lieferung ab, da es sich „nicht lohnt, Russland zu provozieren". Obwohl auch Brasilien bei den Vereinten Nationen den russischen Angriff auf die Ukraine verurteilt hat, behält das Land aus wirtschaftlichen Gründen eine neutrale Position bei und beteiligt sich nicht an Sanktionen gegen das russische Regime.

Die deutsche Bitte nach Leopard‑1-Munition könnte darauf hindeuten, dass die Bundesregierung sich dazu entschließen wird, auch Panzer dieses Fabrikats an die Ukraine zu liefern. Der Rüstungshersteller Rheinmetall soll noch über 80 solcher Panzer vorrätig halten. Die Panzer wieder einsatzbereit zu machen dürfte rund ein Jahr dauern – allerdings ist das Hauptproblem die Munition.

Der Leopard‑1-Panzer wird gegenwärtig nur noch von Brasilien, Chile, Griechenland und der Türkei betrieben. Leopard‑1-Panzer besitzen eine Kanone mit 105mm-Kaliber, während Leopard‑2-Panzer mit einem 120mm-Geschütz bestückt sind.

Möglicher Grund: Brasilien bezieht Düngemittel aus Russland

Es ist nicht die erste Anfrage dieser Art. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Bundesregierung Brasilien darum gebeten, Munition für den Flugabwehrkanonenpanzer Gepard zu liefern – ohne Erfolg. Brasilien betreibt dieses Modell weiterhin und liefert keine Munition.

Die Motivation hinter Lulas Ablehnung könnte hinter Düngemitteln stecken: Brasilien bezieht rund ein Fünftel des für seine Landwirtschaft überaus wichtigen Guts aus Russland.

Olaf Scholz ist am Samstag zu seiner ersten Südamerika-Reise als Regierungschef aufgebrochen. Die viertägige Reise beginnt in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, anschließend geht es weiter nach Chile und Brasilien.

(28.01.2023)

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