Mit Polizeigewalt und harten Gerichtsurteilen versucht das iranische Regime, die systemkritischen Proteste im Land einzudämmen. Doch die Rufe nach Reformen verstummen nicht – Stimmen aus Teheran.
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Hijab oder kein Hijab? Einige Frauen auf den Straßen der iranischen Hauptstadt Teherans entscheiden sich dafür, kein Kopftuch zu tragen. Das iranische Regime schreibt es anders vor: Frauen sollen ihr Haar mit einem Tuch bedecken. Die iranische Sittenpolizei ist dafür zuständig, die Einhaltung des Kopftuchzwangs zu überwachen. Mitte September war die 22-jährige Jina Mahsa Amini gestorben, nachdem sie in Gewahrsam der Sittenpolizei misshandelt wurde. Angeblich habe sie ihr Kopftuch falsch getragen. Seit ihrem Tod kommt es im ganzen Land zu gewaltsamen Protesten. Laut Regierung sind dabei bereits 200 Menschen gestorben. Menschenrechtsorganisationen sprechen von mehr als 400 Toten und tausenden Verhaftungen.
Bahar Abdi, Studentin
»Ich habe meinen Hijab vielleicht nicht während dieser Proteste abgelegt. Ich habe kein Problem damit, Hijab zu tragen. Aber ich denke nicht, dass alle den Hijab tragen sollten. Alle sollten frei entscheiden, wie und ob sie ihren Kopf bedecken.«
Fatemeh Nojavan, Studentin
»Die Regeln sollten gelockert werden. Die Pflicht ist nicht gut, es sollte keine Pflicht sein. Ich mag es, die Haare der anderen zu sehen. So sollte es weitergehen. Allen sollte erlaubt sein, das zu tragen, was sie mögen.«
Am Wochenende verbreitete sich die Nachricht, die iranische Sittenpolizei würde aufgelöst. So eindeutig scheint die Entscheidung aber doch nicht zu sein. Und selbst bei einer Abschaffung der Sittenpolizei – dem Regime blieben noch genug Möglichkeiten, den Kopftuchzwang anders durchzusetzen, etwa mit Videoüberwachung. Die strengen Vorschriften sind auch nur ein Teil von Gesetzen, die insbesondere die Rechte von Frauen in Iran einschränken. So dürfen Frauen sich nicht scheiden lassen oder öffentlich singen – und Männer dürfen ihren Frauen verbieten, arbeiten zu gehen. Aktivisten haben am Montag zu einem dreitägigen Streik und weiteren Protesten aufgerufen. Viele Geschäfte im Land, wie hier in der Hauptstadt Teheran, blieben seitdem geschlossen.
(08.12.2022)
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