Die ukrainische Armee rückt offenbar auf die russisch besetzte Stadt Cherson im Süden des Landes vor. Moskaus Befehlshaber Sergej Surowikin spricht von einer ernsten Lage. Um aus der Stadt herauszukommen, müssen die Bewohner zwischen zwei Schiffen wählen.
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Die Stadt Cherson im von Russland kontrollierten Teil der Ukraine. Menschen stehen Schlange vor einem Boot. Die russischen Besatzer wollen die Einwohner aus der Stadt bringen.
Jewgeni Melnikow, Gesamtrussische Volksfront Cherson
»Wir haben hier zwei Schlangen, eine für die Menschen, die nach Oleschky gebracht werden und eine für die, die nach Hola Prystan gebracht werden. Dort warten Busse, die bis zu eintausend Menschen aufnehmen können. Wenn die Menschen auf der anderen Seite des Dnipro ankommen, werden sie gefragt, wohin sie gebracht werden wollen: auf die Krim, nach Krasnodar in Russland oder an einen anderen Ort.«
Journalistin
»Nehmen Sie den Hund mit, damit er nicht erfriert?«
Einwohnerin Cherson
»Ja, und ich habe Kleidung für den Hund dabei. Wir haben auch Hundefutter dabei. Der Hund ist meine bessere Hälfte, mein Antidepressivum.«
Der ukrainische Präsidialamtschef Andrij Jermak spricht von einer »Propagandashow« – die Besatzer würden versuchen, den Einwohnern der Stadt Angst zu machen. Schon 5.000 Menschen sollen nach den Worten des von Russland eingesetzten Verwalters Wladimir Saldo evakuiert worden sein – insgesamt sollen bis zu 60.000 Menschen aus der Stadt gebracht werden. Hintergrund ist offenbar die Sorge der Russen vor einer ukrainischen Offensive auf die Stadt, nachdem die ukrainische Armee in den vergangenen Wochen in der Region deutliche Geländegewinne erzielt hat.
Sergei Surowikin, Befehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine
»Unter diesen Umständen wollen wir das Leben und die Gesundheit der Zivilbevölkerung schützen. Die russische Armee wird, wie bereits angekündigt, eine sichere Evakuierung der Einwohner ermöglichen. Das ist Teil des Umsiedlungsprogramms der russischen Regierung. Alle weiteren Pläne bezüglich der Stadt Cherson hängen von der militärischen und taktischen Situation ab.«
Derweil verkündete Kreml-Chef Putin, er habe ein Dekret unterschrieben, welches das Kriegsrecht über die von Russland völkerrechtswidrig annektierten Gebiete verhängt.
Wladimir Putin, Präsident Russland
»In den Volksrepubliken Donezk und Luhansk sowie den Regionen Cherson und Saporischschja galt das Kriegsrecht, als Russland sie aufgenommen hat. Nun müssen wir diesen Akt noch in die russische Gesetzgebung einbinden. Deshalb habe ich ein Dekret unterzeichnet, welches das Kriegsrecht über diese vier Teile der Russischen Föderation verhängt.«
Mit dem Kriegsrecht gehen weitreichende Befugnisse für die dort von Russland eingesetzten Verwaltungen einher.
(19.10.2022)
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