Harte Arbeit für einen Hungerlohn statt lesen und schreiben lernen. Seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat die Kinderarbeit drastisch zugenommen. Viele Familien sehen keinen anderen Ausweg, um zu überleben.
Lesen Sie hier das Videotranskript
Eine Ziegelfabrik außerhalb von Kabul: Kinder suchen im Aschestaub nach Kohlestücken. Ein Jahr nach der Machtübernahme der Taliban hat die Kinderarbeit in Afghanistan extrem zugenommen.
Roqia Khan, 11
»Hier zu arbeiten ist sehr schwer. Wenn ich nach Hause komme, bin ich müde und meine Hände tun weh. Ich würde lieber zur Schule gehen, als hier zu arbeiten.«
Und das für einen Monatslohn von umgerechnet weniger als 35 Euro. Auch der Vater des elfjährigen Mädchens arbeitet in der Ziegelfabrik. Er verdient das Dreifache wie seine Tochter. Besser geht es der siebenköpfigen Familie dadurch aber nicht.
Sharif Khan, Roqias Vater
»Niemand denkt hier an die Schule, alle leiden. Wir sind alle in der Situation, dass wir arbeiten müssen. Hunderte von Kindern arbeiten hier, umgeben von Staub, nur um etwas essen zu können.«
Laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF lebt mit 97 % fast die gesamte Bevölkerung Afghanistans derzeit in Armut.
Spätestens seit der Machtübernahme der Taliban vor einem Jahr leidet das Land unter einer schweren wirtschaftlichen Krise.
Behishta, Save the Children Afghanistan
»Viele Familien haben kein Einkommen mehr. Also geben sie ihre Kinder nicht mehr in die Schule, sondern verheiraten sie früh oder schicken sie zum Arbeiten auf die Straße. Manche verkaufen ihre Kinder sogar. Die Eltern haben kaum eine andere Wahl, weil sie sich die Kosten zum Leben nicht mehr leisten können.«
Kinderarbeit ist für viele Familien oft die einzige Möglichkeit, um zu überleben. Laut der NGO Save the Children können die meisten Eltern sich und ihre Kinder kaum mehr mit ausreichend Nahrungsmitteln versorgen.
Behishta, Save the Children Afghanistan
»Die Internationale Gemeinschaft muss diese wirtschaftliche Krise erkennen und weiterhin humanitäre Hilfe für afghanische Kinder leisten. Anderenfalls werden wir ein großes Desaster in Afghanistan sehen.«
Internationale Hilfe erreicht das Land nur spärlich. Die Vereinten Nationen warnen mit Blick auf den nächsten Winter vor einer »puren Katastrophe«: Millionen von Menschenleben seien gefährdet, wenn nicht schnellstmöglich Hilfsmaßnahmen eingeleitet werden.
(24.08.2022)