Bei der Flutkatastrophe im Ahrtal verloren viele Menschen ihr Zuhause. Das Ehepaar Braun-von der Heiden fand Unterkunft in einem Tiny House in der Gemeinde Grafschaft. Sie haben einen großen Traum.
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Es sieht fast aus wie eine Kleingartenanlage: Die Tiny-House-Siedlung in Grafschaft-Ringen. Dabei dienen die Häuschen nicht dem Urlaub oder einem entspannten Wochenende im Grünen, sondern als Wohnraum für Betroffene des Ahrtal-Hochwassers.
Thomas Hergarten, Gemeinde Grafschaft
»Wir haben alle Tiny Häuser seit der Katastrophe nach wie vor an Bedarfsgemeinschaften, an Hilfsbedürftige übergeben. Aktuell leben hier rund 60 Personen, aufgeteilt in rund 25 Bedarfsgemeinschaften, bestehend aus Paaren, Familien mit Kindern. Und die wohnen hier jetzt seit dem 01.12. letzten Jahres. Und wir sind froh, sie hier beheimaten zu dürfen.«
Im Juli vergangenen Jahres verwüstete die Flut ganze Kleinstädte und Dörfer im Westen Deutschlands. Allein in Rheinland-Pfalz kamen 134 Menschen um. Häuser wurden zerstört oder so stark beschädigt, dass sie auch ein Jahr später immer noch unbewohnbar sind. Doch die Menschen brauchen einen Platz zum Leben.
In der Gemeinde Grafschaft gibt es diesen Ort. Etwa 30 Quadratmeter Platz bieten die Häuschen ihren Bewohnern. Mit Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer und einer Veranda.
Erich Braun-von der Heiden, Betroffener Ahrtal-Hochwasser
»Die Atmosphäre ist hier ganz schön, die Nachbarschaft ist gut, die Einkaufsmöglichkeiten auf der gegenüberliegenden Seite hier vorne, wo man sowohl einen Supermarkt als auch Apotheke – eigentlich alles hat, was man braucht, hier als Nahversorgung.«
Christa von der Heiden, Betroffene Ahrtal-Hochwasser
»Also ich würde sagen, uns geht es richtig gut. Da können wir nicht von ablassen. Natürlich, das Stichwort war das Richtige: Uns fehlt die Heimat.«
Doch auch daran wird gearbeitet. Das Ehepaar Braun-von der Heiden saniert ihr eigenes Haus in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Fotos zeigen das Ausmaß der Schäden, die die Flut damals angerichtet hat.
Erich Braun-von der Heiden
»Das Wasser hat bis ungefähr zehn Zentimeter oberhalb dieser Empore gestanden. Man sieht da vorne noch an der Leiste ein bisschen Schlamm.«
Nur 20 Meter von der Ahr entfernt steht das Haus des Ehepaares. Die Renovierungsarbeiten sind in vollem Gange und fast schon auf der Zielgeraden.
Erich Braun-von der Heiden
»Also wir sind da unterschiedlicher Ansicht. Meine Frau hofft auf November, unsere Architektin auch. Ich gehe eher von Ende September/Oktober aus, wo wir hier so weit sind, weil derzeit der Baufortschritt sehr gut ist.«
Christa von der Heiden
»Ja, Weihnachten wollen wir hier wieder feiern. Da gehen wir von aus, das müsste eigentlich funktionieren.«
Ende des Jahres laufen auch die Mietverträge für die Tiny Houses aus. Wenigstens das Ehepaar aus Bad Neuenahr-Ahrweiler kann dann wieder zurück in die Heimat.
(14.07.2022)