Mehr als 2000 Tote, mehr als 9000 Verletzte – das ist die Bilanz des Erdbebens und der Unwetter der vergangenen Tage auf Haiti. Zehntausende sind obdachlos. Es fehlt an allem. Die Verzweiflung ist groß. Von Alexander Schmitt
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Dichtes Gedränge in der Hafenstadt Les Cayes im Südwesten Haitis. Verzweifelte Menschen versuchen auf das Gelände eines Auffanglagers zu gelangen. Sicherheitskräfte haben Mühe, die aufgebrachte Menge zurückzuhalten.
Nach dem Erdbeben am vergangenen Samstag ist die Zahl der bestätigten Todesopfer inzwischen auf fast 2.000 angestiegen. Die örtliche Zivilschutzbehörde rechnet bislang mit weit mehr als 9.000 Verletzten.
Am Dienstag war außerdem der Tropensturm "Grace" über das vom Erdbeben am schwersten betroffenene Gebiet der südhaitianischen Halbinsel Tiburon hinweggezogen. Die Ereignisse der vergangenen Tage machten zehntausende Menschen obdachlos.
Omanel Bolivard, Erdbebenopfer:
»Ich versuche, mir einen Schlafplatz zu bauen. Diese Katastrophe betrifft uns alle sehr. Wir wissen nicht wohin. Das Einzige, was mir bleibt, ist ein Laken, mit dem ich auf dem Boden schlafe. In der Nacht ist es sehr kalt. Wenn ich wenigstens eine Plane hätte, wäre das sehr gut.«
Cherisnor Louis, Erdbebenopfer:
»In meiner Familie ist zum Glück niemand gestorben oder verletzt, aber die Lage ist sehr schlecht. Ich bin hier mit zwei meiner Kinder, die anderen erreiche ich nicht. Ich habe kein Telefon mehr und ich weiß nicht, wo sie sind.«
Unbekanntes Erdbebenopfer:
»Die Menschen hier haben nichts mehr. Wir brauchen dringend Hilfe. Meine Mutter ist krank. Ich brauche wirklich dringend ein Zelt für sie. Ich will kein Essen, das Zelt ist viel wichtiger. Und wir werden hier auch noch verprügelt. Es macht alles keinen Sinn mehr.«
Die Europäische Union stellte drei Millionen Euro Soforthilfe zur Verfügung. Damit das Geld schnell ankommt, sollen die Mittel über Hilfsorganisationen verteilt werden, die bereits auf Haiti aktiv sind, so die EU-Kommission.
Durch das Erdbeben wurden zehntausende Häuser zerstört oder beschädigt. Die Such- und Bergungsarbeiten dauern an. Der Sturm vom Dienstag sorgte zusätzlich für starken Regen und Überschwemmungen. Inzwischen ist es sehr unwahrscheinlich, noch Überlebende zu finden.
(18.08.2021)
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