Alexander Schmitt

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Der Lauf seines Lebens

Robert Glowczewski aus Hamburg-Neuallermöhe ist Messdiener und Sportler. Bei den „Special Olympics“ in den Vereinigten Arabischen Emiraten hatte der 46-jährige Athlet mit Down-Syndrom Gold für das deutsche Team geholt.

In der Edith-Stein-Kirche im Hamburger Stadtteil Neuallermöhe kennt ihn jeder. Robert Glowczewski – alle sprechen ihn nur mit dem Vornamen an – ist Messdiener und kommt an Sonntagen selbstständig zum Gottesdienst. In den Abendmessen am Dienstag ist er meist auch da. „Pastor Stenzaly ist mein Freund“, sagt Robert voller Freude. Seit knapp acht Jahren ist er Teil der Gemeinschaft der meist jungen Leute und ist vollständig integriert. Bei Gruppenstunden und Jugendaktionen ist er gerne dabei. Das ist eine Besonderheit, denn Robert hat das Down-Syndrom. Doch das ist für ihn kein Grund, sich zu verstecken.

Schon seit mehr als 20 Jahren arbeitet der 46-Jährige für die Elbe-Werkstätten, eine anerkannte Hamburger Einrichtung, die auf Menschen mit speziellen geistigen Bedürfnissen ausgerichtet ist. „Dort verdient er sogar ein kleines Taschengeld“, sagt Roberts Mutter Ursula. Den täglichen Arbeitsweg mit Bus und Bahn bewältigt er alleine. „Auch wenn es eine Herausforderung ist und geübt werden musste“, so die Mutter. Herausforderungen stelle er sich aber selbstbewusst und zielstrebig. „Als seine jüngeren Geschwister den Führerschein gemacht, die Schule beendet haben oder ausgezogen sind, war das für ihn schon schwer. Er wollte das auch“, sagt sein Vater Edmund. Mit seinen sportlichen Erfolgen steht er nun selbst im Mittelpunkt.

„Robert macht schon immer viel Sport“, sagt sein Vater, „einmal in der Woche geht er zum Training.“ Der 46-Jährige ist Mitglied im Sportverein Nettelnburg/Allermöhe und trainiert im Integrationssport des Vereins Leichtathletik. So erfolgreich, dass er Mitte März nach Dubai und Abu Dhabi geschickt wurde. Vom 14. bis zum 21. März fanden dort die „Special Olympics“ statt. Die Sportbewegung wurde 1968 von Eunice Shriver, einer Schwester von John F. Kennedy, gegründet. Deren ältere Schwester Rosemary Kennedy war nach einer Hirn-OP selbst geistig behindert.

Die „Special Olympics“ sind das Pendant zu den Olympischen Spielen. Es können Menschen mit geistiger Beeinträchtigung teilnehmen. Alle vier Jahre messen sich bei den „Special Olympics“ die besten Athleten in 24 Disziplinen. In diesem Jahr hatten an den Sommerspielen etwa 7 000 Athleten aus 190 Ländern teilgenommen. Für die deutsche Delegation fuhr Robert mit. Mit 163 aktiven Sportlern hatte das Team 118 Medaillen gewonnen.

„Es geht aber eher um die Teilnahme, als um das Gewinnen“, sagt Roberts Mutter Ursula über die Spiele. In der Disziplin Leichtathletik erreichte ihr Sohn beim 100 Meter-Einzellauf den achten Platz, im Speerwerfen den vierten. Und dann die Sensation: Im 100 Meter-Staffelwettbewerb gewann er mit seinem Team Gold. „Darauf bin ich stolz“, sagt Robert und präsentiert die 250 Gramm schwere Medaille. Das harte Training und der lange Weg haben sich gelohnt. Doch für Robert ist das fast schon Routine. Vor vier Jahren war er bereits für Deutschland in Barcelona geschwommen. Auch für die Zukunft hat Robert Pläne: „Das nächste Mal sind die ,Special Olympics‘ in Berlin. Da will ich auch hin!“

Die ganze Familie ist stolz auf den jungen Athleten. Bis dahin möchte er auch nicht mehr zu Hause wohnen. „Ich ziehe bald in eine Wohngemeinschaft“, sagt Robert Glowczewski.

(21.04.2019)