Eine brennende Kohlemine vertrieb die Menschen aus Centralia. Einige wenige harren aus.
Aus dem Rasen hinter Harold Mervines Haus ist eine Wiese geworden, die Grashalme stehen knöchelhoch, dazwischen streckt sich der Löwenzahn. Wäre Centralia, so heisst die Stadt im Osten des Bundesstaats Pennsylvania, ein ganz normaler Ort, wäre Mervines Rasen vollkommen belanglos. Nur ist hier nichts normal. Centralia gibt es praktisch nicht mehr, 1993 enteignete der Staat die Bewohner, 2003 löschte er die Postleitzahl aus dem Register, Schild für Schild verschwand die Stadt auch von den grossen grünen Wegweisern am Strassenrand. Da waren die meisten Menschen längst fortgezogen, manche aus Kalkül, viele aus Angst. Ein paar der ehemals gut tausend Einwohner sind noch da. Sechs, um genau zu sein. Harold Mervine ist einer von ihnen. Seinen Rasen zu mähen, ist eines der wenigen Dinge, die er tun kann, um zu zeigen: Ich bin noch da.
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