Fünf Autos, drei Hunde, drei Umzüge. 39 Jahre Ehe. Jetzt die Scheidung. Es sei Zeit gewesen, sagt sie.
Da sitzt sie, auf der Bank hinterm Haus, schließt kurz die Augen und pustet Zigarettenrauch in die Vormittagssonne, die blass überm Feld hängt. Wie immer hofft sie, dass er nicht vor ihr steht, wenn sie ihre Augen wieder öffnet. Jener Mann, der immer alles allein entschied, der schrie, wenn ihm was nicht passte, mit dem sie trotzdem mehr als ihr halbes Leben lang verheiratet war und von dem sie sich nun hat scheiden lassen. Jede Zigarette, die sie ungestört rauchen kann, ist ein kleines Glück. Seit sie wieder allein ist, häufen sie sich, diese Glücksmomente, womit sie kaum noch gerechnet hätte. Dagmar ist 70 Jahre alt.
Es sei Zeit gewesen, zu gehen, sagt sie. Es sei ihr aber auch peinlich gewesen. Eine Scheidung, in ihrem Alter. Was die Leute im Dorf wohl sagen? Wo doch jeder weiß, dass sie eigentlich keine ist, die einfach verschwindet, sondern eine, die sich dem Leben stellt. Eine Frau, die eine Lösung findet. Nur manchmal, so kann man es auch sehen, und dieser Gedanke erschien ihr selbst von Tag zu Tag plausibler, ist Gehen eben die einzige Lösung. Ihre Ehe dauerte 39 Jahre.
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