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"Alles weggebrochen"

Die Opernsängerin Katrin Valk arbeitet als Freiberuflerin. Zurzeit verdient sie nichts, weil ihre Engagements weggebrochen sind.

Von Agnes Striegan

Theater und Opernhäuser spielen nicht, Museen und Kinos sind geschlossen. Wie kommen die Künstler über die Runden? Wir haben sie gefragt. Heute: die Opernsängerin Katrin Valk.

Auf der Homepage der Dresdner Semperoper kann man sogar noch Karten kaufen für die Premiere von Giacomo Puccinis "Madama Butterfly" am 26. April. Die Proben dafür hätten vor vier Wochen beginnen sollen; sie wurden abgesagt. Genauso wie die für Heinrich Marschners "Der Vampyr" an der Dresdner Landesbühne. Ob die anderen Stücke, für die sie engagiert ist, geprobt und aufgeführt werden können, weiß die 39-jährige Katrin Valk nicht. Die Mezzosopranistin Valk ist freiberufliche Opernsängerin - und hat gerade keine Ahnung, wann sie wieder auch nur einen Euro verdient. "Es ist beängstigend. Von einem Tag auf den anderen ist alles weggebrochen, das ganze Berufsleben."

Als Freiberuflerin wird Katrin Valk nur bezahlt, wenn sie am Theater singt. Ostern ist für sie eigentlich die einträglichste Zeit neben Weihnachten, viele Engagements. Eigentlich. Wer unregelmäßig verdient und das dazu noch schlecht, kann nichts zurücklegen. Staatliche Unterstützung gibt es zwar, aber wer von wem wie viel bekommt, das ist unübersichtlich. Existenzangst hat Katrin Valk trotzdem noch nicht: Ihr Lebensgefährte arbeitet im Krankenhaus, sein Job ist krisensicher. Finanziell zumindest. Anfang April saß er mit Corona zu Hause.

Katrin Valk versucht, nicht bitter zu klingen. Es gelingt ihr nicht immer. Sie versucht, ihre Stimme fit zu halten, einstudierte Stücke zu wiederholen, sich neue anzuschauen, Italienisch zu lernen. Aber wer nicht weiß, was die Zukunft bringt, wird kaum motiviert. Und wer den ganzen Tag über angespannt ist, kann sich nicht freuen über all die Zeit, in der er nun endlich mal Fotos sortieren kann. "Ehrlich gesagt, man gammelt, was soll man machen. Es ist ja egal, wann man was macht."

Obwohl Katrin Valk sagt, sie gehe ins Theater wie andere ins Büro - auch ihre Kunst fehlt ihr. "Ich bin immer besorgt um meine Gesundheit, mit einem Schnupfen kann ich nicht arbeiten. Aber selbst wenn ich krank bin, spielt das Theater weiter. Jetzt bin ich selbst fit, aber mein Berufsfeld ist nicht mehr existent. Und ich weiß nicht, wann es wieder existiert. Ich fühle mich wie aus dem Leben geschnitten."






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