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Democratic National Conventions Day 1: A party united? | USA 2016 - 365 Tage Wahlkampf

Michelle Obama auf der Democratic National Convention in Philadelphia am 25.7.2016

Nach einer Woche in mitten des Rust Belts und des Republikanischen Parteitages in Cleveland, Ohio brachen wir am Freitag unsere Zelte ab und fuhren Richtung Ostküste. Unser Ziel war die Stadt der brüderlichen Liebe: Philadelphia. Die ehemalige Hauptstadt der USA ist der Austragungsort der demokratischen Parteitage.

In wie fern werden sich die Parteitage der Demokraten von dem der Republikaner unterscheiden? Ist die demokratische Partei geeint? Wird sich Bernie Sanders noch in letzter Minute aufbäumen wie Ted Cruz? Wird es in Philadelphia Proteste geben? Um mehr zu erfahren, liest die Zusammenfassung des ersten Parteitages.

2. EMAIL AFFÄRE - MORE DRAMA

Die Demokraten wollten alles anders machen als die Republikaner. Im Gegensatz zu den politischen Kontrahenten wollten sie sich als eine geeinte Partei präsentieren. Doch die Pläne der harmoniebedürftigen Demokraten wurden von russischen Hackern durchkreuzt. Sie gaben parteiinterne Emails an Wikileaks weiter. Wikileaks zögerte nicht lange und veröffentlichte am Sonntag die sensiblen Emails und setzte der Einigkeit ein jähes Ende.

Aus der Emailkorrespondenz ging hervor, dass die demokratische Parteispitze unter der Leitung von Debbie Wasserman - Schultz alles dran setzte die Kampagne des Senators aus Vermont zu unterminieren. Die Parteispitze, die während den Vorwahlen die Neutralität bewahren sollte und jedem Präsidentschaftsbewerber die gleichen Chancen gewähren sollte, ging sogar soweit den jüdischen Bernie Sanders als Atheist zu verunglimpfen.

Die Veröffentlichung dieser Emails hatte sofortige Folgen sowohl für die Parteispitze als auch auf für die Wähler und Wählerinnen. Die Parteivorsitzende aus dem hart umkäpften Swing State Florida - Debbie Wasserman- Schultz - zog die Konsequenzen und trat von ihrem Posten zurück.

Überdies fühlten sich die Bernie Sanders Unterstützer durch dieses Komplott gegen ihren Kandidaten Sanders dazu verpflichtet, ihren Stimmen auf den Straßen Philadelphias Gehör zu verschaffen und gegen diese Missetaten zu demonstrieren.

Im Gegensatz zu den Republikanern haben die Demokraten keine Probleme Redner oder Musiker für ihr Abendprogramm zu finden. Es sind heute einige Menschen aufgetreten, aber im folgenden werde ich einige herausgreifen.

DIE REDEN AUF DEM PARTEITAG DER DEMOKRATEN

Der erste Tag des Parteitages stand somit unter einem schlechten Stern. Dieser Meinung war auch Mutter Natur als sie den Himmel über Philly in einen schwarzen Gewand hüllte und Blitze und Regen über die Arena schickte. Die provisorisch gebauten, riesige, weiße Pressezelte mussten aus diesem Grund evakuiert werden. Die Medienvertreter hatten die Qual der Wahl: entweder gingen sie durchnässt in die Arena oder sie traten den Heimweg an. Natürlich haben wir uns für die Arena entschieden um die Redner und Rednerinnen des ersten Tages live mitverfolgen zu können.

Offensichtlich haben die Demokraten keine Schwierigkeiten Sprecher und Sprecherinnen für ihr Abendprogramm zu fidnen. Unter den namhaften Sprechern und Sprecherinnen waren zum Beispiel Sarah Silverman und die Schauspielerin Eva Longoria. Die kleine Texanerin mit den mexikanischen Wurzeln beklagte sich über Donald Trumps verunglimpfung der Mexikaner als Verbrecher und Vergewaltiger. Sie erinnerte das Publikum sich der Geschichte der USA gewahr zu sein, denn Texas war früher Teil Mexikos. Die US- Schauspielerin repräsentiert bereits die 9. Generation ihrer mexikanischen Familie und betont: " We didn't cross the border, the border crossed us!". Überdies rief sie auch zum Kampf für Hillary Clinton auf. Die ehemalige Außenministerin habe bereits lange für sie gekämpft, nun sei es an der Zeit für Hillary zu kämpfen.

Senator Cory Booker - Der neue Obama?

Der demokratische Senator aus New Jersey Cory Booker gilt als die Hoffnung der Partei. Mir war er bislang unbekannt und die erste Paralelle, die ich zog betraf Barack Obama. Der junge Senator wird bereits als der neue Obama gehandelt. Der begnadete Sprecher hielt die leidenschaftlichste Rede des Abendes und brachte die Menge zum toben. Booker betonte die Wichtigkeit der Familie und die Prinzipien der Vereinigten Staaten von Amerika, wonach alle Menschen gleich sind. Trumps Hasskampagne setzte er die Allegorie von der "Nation der Liebe" entgegen und schwörte seine Zuhörer ein:

"In America love always trumps hate! America we will rise!"

Nach dieser inbrünstigen Rede wird man Cory Booker nicht so schnell vergessen.

Michelle Obama - die besorgte Mutter der Nation

Auf die Rede der First Lady der Vereinigten Staaten von Amerika freuten sich viele Zuschauer und Zuschauerinnen. Als Michelle Obama in ihrem blauen Kleid die Bühne des demokratischen Parteitages betrat, standen die Menschen von ihren Sitzen auf und die Arena war in lila farbige Michelle Tafeln getaucht.

Für viele ist Michelles Rede die herausragendste und emotionalste Rede des Abends. Die First Lady präsentierte sich als besorgte Mutter der Nation, die sich einerseits der respektablen Rolle der First Lady bewusst ist und diese Werte hochhält, sowie als besorgte Mutter, die das untergehen dieser Werte befürchtet, sollte Donald Trump Präsident der USA werden.

Die Mutter von zwei Töchtern unterstrich die historische Signifikanz dieser Präsidentschaftswahl im Rahmen dessen zum ersten Mal eine Frau zur Präsidentin der USA gewählt werden könnte.

Senatorin Elizabeth Warren - die Inquisitorin

Nach Michelle Obama betrat ein Spross der politischen Dynastie der Kennedys die Bühne. Joseph P. Kennedy, III sprach die einleitenden Worte über seine Rechtsprofessorin Senatorin Elizabeth Warren. Er beschrieb die Senatorin aus Massachussetts als eine starke und fordernde Professorin, die ihre Studenten und Studentinnen zur Höchstleistung antreibt. Elizabeth Warren enttäuscht das Publikum nicht und greift den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump offen an.

Sie betont, dass Trump ein Betrüger ist, den nur sein eigenes Wohlergehen kümmert. Warren ruft der Menge zu: "Ein Mann, der niemals der Präsident der Vereinigten Staaten werden darf!"

Laut Warren nutze Trump den vorhandenen Ärger der Menschen aus. Aber in seiner mehr als ein stündigen Rede war außer von einer Mauer zu Mexiko von nichts substantiellem die Rede. Er bedient die negativen Gefühle Angst und Hass gegenüber dem Fremden und Unbekannten. Trump beschwöre Christen gegen Moslems, Weiße gegen Schwarze, Latinos oder Asiaten, weiße Arbeiter aus Ohio gegen schwarze Arbeiter aus North Carolina, so Elizabeth Warren.

In ihrer Rede zeigte Elizabeth Warren das Janusgesicht des Donald Trump und demaskierte seine Politik der Angstmacherei und der gesellschaftlichen Trennung. Sie insistiert: "Mit Hilfe von Rassenhass festigten früher die korrupten Politiker ihre Macht. Wir werden nicht eine hasserfüllte Amerika werden!"

Bernie Sanders - Unsere Revolution lebt fort

Als Highlight des Abends betrat Bernie Sanders die glitzernde Bühne. Als der demokratische Wettstreiter Hillary Clintons die Bühne betrat bebte der Saal die Delegierten und Zuschauer zollten dem kämpferischen Senator aus Vermont ihren Respekt. Fünf Minuten lang gab es Standing Ovations für den The Bern. Sichtlich gerührt bedankte sich der 74- Jährige Präsidentschaftsbewerber bei seinen Unterstützern, die hierdurch eine politische Revolution angestoßen haben. Der 74- Jährige gab sich kämpferisch wie eh und je und betonte, dass diese politische Revolution fortgeführt wird um eine Regierung zu schaffen, die alle US- Bürger repräsentiert und nicht nur die oberen 1 Prozent. Denn in dieser Wahl geht es um die Bedürfnisse der amerikanischen Bevölkerung und die Zukunft, die wir für unsere Kinder und Enkelkinder kreieren.

Eine weiterer wichtiger Punkt war, dass er betonte, dass Hillary Clinton und er zu einem wichtigen Beschluss betreff den Studiengebühren kamen. Studenten aus armen Familien sollen die Studiengebühren erlassen werden und die Studien Schulden reduziert werden.

Bernie Sanders betonte immer wieder, dass man nun mit vereinten Kräften Hillary Clinton zur Präsidentschaft verhelfen soll und stellte sich hinter Hillary Clinton.

Trotz der Wikileaks Affäre gelang es den Demokraten am ersten Tag ihres Parteitages Einigkeit zu demonstrieren.

Donald Trumps Reaktion

Der republikanische Präsdientschaftskandidat verfolgte das Geschehen an der Ostküste.

Nach der Rede von Senator Cory Booker twitterte er: "wenn Cory Booker die Zukunft der demokratischen Partei ist, dann haben sie keine Zukunft."

Nach dem Angriff von Senator Elizabeth Warrens twitterte er:

Elizabeth Warren, often referred to as Pocahontas, just misrepresented me and spoke glowingly about Crooked Hillary, who she always hated!

- Donald J. Trump (@realDonaldTrump) July 26, 2016

Vom Verhalten Bernie Sanders zeigte sich er Immobilienmogul sichtlich enttäuscht.

Bernie Sanders totally sold out to Crooked Hillary Clinton. All of that work, energy and money, and nothing to show for it! Waste of time.

- Donald J. Trump (@realDonaldTrump) July 26, 2016

RNC vs. DNC

Ein direkter Vergleich der beiden Parteitage lässt sich leider nicht vermeiden. Der Parteitag der Republikaner in Cleveland, Ohio war sehr gut organisiert, da könnte sich der Organisationsteam der Demokraten ein Stück von abschneiden.

Die ethnische Zusammensetzung der demokratischen Delegierten repräsentiert die Diversität der US- Bevölkerung besser als der Parteitag der Republikaner.

Wenn der Fokus auf die Redner und Rednerinnen sowie die Inhalte ihrer Ansprachen gerichtet wird, verweise ich auf ein Vergleich aus der Kunstgeschichte. Heute Nachmittag besuchten wir eine Diskussionsveranstaltung im renommierten Philadelphia Museum of Art. Vor Beginn dessen begrüßte uns der Direktor des Kunstmuseums und gab uns eine kurze Führung durch die Ausstellung. Das Philadelphia Museum of Art ist im Besitztum vieler impressionistischen Werke. Der Direktor zeigte uns zunächst einige Werke der traditionellen Studiomaler. Hiernach folgten die Werke der Impressionisten wie Claude Monet und Van Gogh. Er erklärte uns, dass die traditionellen Studiomaler des 19. Jahrhunderts ihre groß angelegten Malereien- wie der Name schon sagt - in den Studios fertig stellten. Ihre Motive entstammten meist aus der griechischen Mythologie oder waren der Geschichte entliehen. Die abgebildeten Personen wurden perfekt in Szene gesetzt. Der Farbton wurde von dunklen Farben beherrscht, den Motiven mangelte es an Bezug zur Realtität.

Die jungen, wilden französischen Maler wie Claude Monet haben mit dieser Tradition gebrochen und entfernten sich aus den abgeschirmten Studios in die helle Natur um den Alltag der Menschen oder die Stimmung eines Ortes einzufangen. Sie setzten auf warme, helle Farben und viel Licht.

Während der Entertainer und republikanischer Präsidentschaftskandidat Donald Trump auf die glanzvolle und perfekte Darstellung seiner ausgewählten Sprecher und Familienmitglieder wie seiner Frau Melania Trump oder Tochter Ivanka Trump setzte, sind die Redner und Rednerinnen auf dem Parteitag der Demokraten ganz alltägliche Menschen wie die junge Migrantin Karla Ortiz, dessen Familie getrennt wurde oder Cheryl Lankford, eine Witwe und alleinerziehende Mutter, die ihr erspartes Geld in die Trump University investierte und betrogen wurde.

Anstatt auf negative Gefühle wie Angst und Hass zu setzen, wenden sich die Demokraten positiven Werten wie Einigkeit, Gleichheit und Liebe zu.

Am Dienstag, dem zweiten Tag des Parteitages wird unter anderem der frühere Präsident Bill Clinton und Ehemann von Hillary Clinton eine Rede halten. Unser Kollege Daniel Bischof wird euch vom zweiten Tag der demokratischen Parteitage in Philadelphia berichten.

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