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BFC Dynamo hofft auf Fans von Hertha BSC

BFC-Trainer Rene Rydlewicz (Mitte) schwört seine Mannschaft ein

Im Olympiastadion trifft der BFC im DFB-Pokal auf den 1. FC Köln und träumt von einem neuen Zuschauerrekord.


Berlin. In der rechten Hand das Olympiastadion in Miniaturformat, in der linken ein Hufeisen. Glücksbringer, die kann René Rydlewicz vor dem DFB-Pokalspiel des BFC Dynamo gegen den 1. FC Köln Sonntag (15.30 Uhr) gebrauchen. Die zehn Gegentore in den letzten drei Spielen, die alle verloren gingen, machen wenig Hoffnung auf ein Pokalwunder. Dazu brach sich unter der Woche auch noch Kapitän Bilal Cubukcu das Schienbein. Er ist damit bereits die fünfte Stammkraft, die gegen den Zweitligisten ausfallen wird. Doch das größere Problem ist die Psyche.

„Wir müssen die Leichtigkeit im Kopf behalten", forderte Rydlewicz. Seiner Mannschaft gelang das zuletzt nicht. 0:5 gegen Halberstadt, 0:2 beim Chemnitzer SC, 0:3 gegen den BAK - der Aufstiegsaspirant spielt derzeit wie ein Absteiger. Torwart Bernhard Hendl meinte, es sei ein „rein mentales Problem". Das Selbstvertrauen ist früh in der Saison abhanden gekommen.

Außer offenbar einem: Innenverteidiger Wael Karim verwunderte direkt nach dem verlorenen BAK-Spiel mit der Ansage, dass das Ziel, im Pokal gegen den Bundesliga-Absteiger Köln zu gewinnen und eine Runde weiterzukommen, „realistisch" sei. Das bügelte sein Trainer ab. „Die Vorzeichen sind deutlich", so Rydlewicz. Vor allem, weil neben Patrick Brendel (Schulter), Vincent Rabiega (Kreuzband), David Malembana (Prellung) und Niklas Brandt (im Aufbautraining) nun noch Cubukcu fehlt.

Dennoch überstrahlt mittlerweile die Vorfreude auf das Pokalspiel im Olympiastadion die Enttäuschung der vergangenen Wochen. „Die Jungs brennen auf dieses Spiel", sagte Rydlewicz, für den es ein Wiedersehen mit Kölns Trainer Markus Anfang gibt. Mit ihm spielte der 45-Jährige gemeinsam in der A-Jugend von Bayer Leverkusen. Schlussmann Hendl sagte, die Verletzungen seien in der Kabine zwar ein Thema, aber „Mut gibt, dass es ein sehr schönes Spiel ist - in einem geilen Stadion".

Und das ist ja schon eine besondere Geschichte: der BFC im Olympiastadion. 8000 Tickets sind bislang verkauft worden - ausschließlich für den Unterrang. Sowohl der Oberrang als auch die gesamte Ostkurve, der Ort, an dem normalerweise die treuesten Hertha-Anhänger stehen, bleiben geschlossen. „Aus Respekt vor den Hertha-Fans", so Dynamos Wirtschaftsratsboss Peter Meyer. Auf einen neuen Zuschauerrekord hofft der Klub dennoch. Und darauf, „dass viele Hertha-Fans kommen und uns unterstützen wollen", so Rydlewicz. Der aktuelle Rekord liegt bei 14.117 Zuschauern und wurde beim letztjährigen Pokal-Erstrundenspiel gegen Schalke im Jahnstadion aufgestellt. Aufgrund der dort stattfindenden Para-Leichtathletik-EM weicht Dynamo nun in die 74.000-Plätze-Arena in Westend aus.

Der Berliner Polizei kommt der Ortswechsel aufgrund der besseren Sicherungsmöglichkeiten entgegen. Die Partie ist als Hochrisikospiel eingestuft. Dass Kölner Hooligans erst am Montag nach dem Heimspiel gegen den 1. FC Union einen Fanbus der Eisernen mit Steinen attackiert hatten, habe für die Einschätzung aber keine Rolle gespielt, sagt Polizeisprecher Thomas Neuendorf. 400 Einsatzkräfte werden das DFB-Pokalspiel sichern. Schenkt man der Kalkulation der Polizei Glauben, könnte es mit dem Zuschauerrekord tatsächlich klappen. Sie rechnet mit 3500 Köln-Anhängern und 11.500 Fans auf Seiten Dynamos.

Für die Regionalliga-Kicker dürfte es ebenso ein Highlight werden wie für ihren Trainer. „Endlich wieder mal richtige Fußballatmosphäre", freut sich Rydlewicz. Zu den beiden vergangenen Heimspielen kamen je nur rund 400 Fans. Im Verein gehen die Gemütslagen derweil etwas auseinander. Während BFC-Pressesprecher Martin Richter schon vorsichtig die Wörter „Sensation schaffen" in den Mund nimmt, hofft Torwart Hendl einfach nur, dass Kölns Millionen-Stürmer Jhon Cordoba und Simon Terodde nicht „das ganze Spiel nur auf mein Tor ballern". Und Rydlewicz? Der will seine Taktik noch nicht verraten: „Wir haben gute Jungs, die werden das lösen", sagte er. Er vertraut seiner Mannschaft. Viel anderes bleibt ihm auch nicht übrig.


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