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Kollaps nach nur einem Zug

Die Warschauer Straße: Ein Umschlagort für Partydrogen

Im Partyviertel rund um den S-Bahnhof Warschauer Straße in Friedrichshain macht offenbar eine neue, gefährliche Masche die Runde. Bereits zum zweiten Mal innerhalb von 15 Tagen sind dort Menschen zusammengebrochen, nachdem Männer ihnen einen Zug an einem Joint angeboten hatten. Die Polizei nahm die Tatverdächtigen fest und warnt vor den trügerischen - und illegalen - Angeboten.

Ein 17- und ein 18-jähriges Mädchen bekamen Zeugenaussagen zufolge am Sonnabendmorgen um 4.30 Uhr an einer Imbissbude einen Joint überreicht. Ein Zug daran reichte, damit die jungen Frauen kollabierten. Die Tatverdächtigen sollen danach versucht haben, ihre Opfer auszurauben. Als Augenzeugen hinzukamen, ergriffen die Männer die Flucht. Die beiden Mädchen kamen in ein Krankenhaus, Lebensgefahr besteht nach bisherigen Erkenntnissen nicht. Polizeibeamte konnten die Tatverdächtigen fassen und vorläufig festnehmen.

Bereits vor zwei Wochen boten zwei unbekannte Männer einer Gruppe von vier 18-Jährigen am S-Bahnhof Warschauer Straße einen Joint an. Zwei der Jugendlichen gingen auf das Angebot ein, nahmen einen Zug und brachen nur Sekunden danach an Ort und Stelle zusammen. Die von ihren Freunden alar-mierten Rettungskräfte mussten einen der Bewusstlosen beatmen, beide wurden anschließend stationär im Krankenhaus behandelt.

Um welche den Joints beigemischte Substanz es sicht handelt, die den plötzlichen Kollaps auslöst, ist bislang nicht bekannt. Vermutlich aber handelt es sich um ein ähnliches Präparat wie bei K.o.-Tropfen. Einer der Männer, der gemeinsam von den Polizeibeamten und den Freunden der Opfer aufgespürt wurde, hatte verdächtige Substanzen bei sich. Diese wurden beschlagnahmt, der 25-Jährige ebenfalls festgenommen und der Kriminalpolizei der Direktion 5 übergeben. Diese leitete Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung und unerlaubtem Handel mit Betäubungsmitteln ein.

Bei K.o.-Tropfen handelt es sich normalerweise um therapeutisch eingesetzte Schlaf- und Beruhigungsmittel, die Substanz wird aber auch als Partydroge missbraucht. In hoher Dosierung machen die Mittel wehr- und bewusstlos. Insgesamt sind mehr als 100 Wirkstoffe bekannt, die als Betäubungsmittel missbraucht werden - von Neuroleptika bis Liquid Ecstasy. Die Polizei rät dringend von Getränke- und Joint-Angeboten von fremden Personen ab. Beim Feiern sollte zudem das eigene Getränk immer im Blick behalten werden, um kein Risiko einzugehen.


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