Wibke Roth

Gesundheitsjournalistin, Redakteurin, Trainerin, Gladbeck

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Freeletics Ernährung: Was bedeutet das? | eVivam

Nach dem Sport sollst du dich ordentlich ernähren. Doch wie sieht eine gesunde Ernährung aus? Freeletics gibt Antworten in seinem Ernährungs-Guide; eVivam hat einen Experten dazu gefragt.

Du bist heiß auf Burpees, Liegestütz und Klimmzüge? Doch was kommt danach? eVivam hat für dich den Ernährungs-Guide von Freeletics gecheckt.


Ernährung ist für Sportler wie dich so wichtig wie das Training selbst: Du kannst deine Trainingsergebnisse dauerhaft nur verbessern, wenn du ordentlich isst. Schließlich muss dein Körper mit dem arbeiten, was du ihm zuführst. Doch was heißt ordentlich? Und: Musst du dein Training unbedingt mit Low-Carb-Ernährung unterstützen, um dein Ziel zu erreichen?

Der Freeletics Ernährungs-Guide

Freeletics heißt die Fitnessbewegung, die seit Unternehmensgründung im Juni 2013 mittlerweile nach eigenen Angaben über vier Millionen freie Athleten in 160 Ländern vereint. Das Prinzip: Um dein gesamtes Potenzial zu entfalten, brauchst du körperliche und mentale Stärke. Der Weg dorthin: ein HIT-Zirkeltraining aus Klimmzügen, Liegestütz und Co, die du in einer bestimmten Abfolge und so schnell wie möglich absolvieren sollst. Und weil Work-outs nicht das einzige sind, was Sportler sportlich macht, kam im Oktober des Gründungsjahres der Ernährungs-Guide zum Programm hinzu.


Den Freeletics Ernährungs-Guide erhältst du für 29,90 Euro. Den Guide kannst du zu deinem Sportprogramm, eingebettet in der gleichnamigen App und Web-App, dazubuchen. TK-Expertin Nadine Müller, Diplom-Ökotrophologin und M.Sc. Public Health Nutrition, findet den Ansatz, Ernährung und Sport in einem Programm zu kombinieren, sinnvoll: „Strikte Vorgaben sind kontraproduktiv. Hin und wieder ein Stück Schokolade ist schließlich immer erlaubt. Dann gibt es am selben Tag halt keinen Brownie mehr." Das Freeletics-Versprechen: In 15 Wochen wirst du Schritt für Schritt an ein langfristiges Ernährungskonzept herangeführt; im Prinzip sind es Tipps für ein verbessertes Ernährungsbewusstsein, etwa, dass du deine Mahlzeiten planen sollst.


Einfache und verständliche Rezepte

Enthalten sind zudem Rezepte für Frühstück, Mittag- und Abendessen und für Snacks sowie Getränke. Florian Liebig ist erfahrener Freeletics-Athlet und hat auch den Ernährungs-Guide ausprobiert. Liebig: „Am Anfang habe ich den Guide in der Tat genutzt und es hat mir - vor allem in der Anfangszeit - sehr geholfen. Als ich noch nicht so viele Ideen hatte, was ich mir wie am besten zum Essen zubereiten könnte, war der Guide eine Hilfe. Er hat einfache und verständliche Rezepte." Heute nutze er den Guide nicht mehr. Inzwischen habe er die Grundnahrungsmittel und die Kombinationen, die sich mit ihnen ergeben, ganz gut im Kopf.

Low-Carb-Ansatz: Was steckt dahinter?

Hinter dem Ernährungskonzept von Freeletics steckt der Low-Carb-Ansatz, wortwörtlich die Minimierung von Kohlenhydraten. Low Carb, so Nadine Müller, sei nicht grundsätzlich abzulehnen: „Es kommt auf die Auswahl der kohlenhydratreichen Lebensmittel an. So lange damit gemeint ist, dass du weniger Zucker und mehr Vollkornprodukte verwendest, ist es okay." Allerdings trennt sich bei manchen Low-Carb-Konzepten die Spreu vom Weizen. Müller kann einige Argumente für den Low-Carb-Ansatz von Freeletics nicht nachvollziehen, etwa diese:

1)Demnach solle „eine (zu) hohe Zufuhr von Kohlenhydraten über das Zusammenspiel aus Blutzuckerspiegel und Insulinausstoß über kurz oder lang zu abnehmender Insulinsensitivität sorgen - welche wiederum stark mit Gewichtsproblemen und letztendlich dem metabolischen Syndrom wie Diabetes (...) korreliert. Eine Reduktion hilft stark dabei, die Insulinsensitivität wieder auf ein Normalmaß zu bringen."
Müller: „Es ist nicht bewiesen, dass eine Insulinsensitivität auf Kohlenhydrate zurückzuführen ist. Ein Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung, Übergewicht und hochkalorischer Kost wird in der Fachwelt dafür verantwortlich gemacht."
2) Zudem solle „ein Kohlenhydratverzicht im Gegensatz zu einem Verzicht auf Fett oder Protein eine sehr begrenzte Kehrseite haben. Als einziger Makronährstoff können Kohlenhydrate bei Bedarf vom Körper selbst synthetisiert werden (...) wohingegen es mit essentiellen Aminosäuren und Fettsäuren Makronährstoffe gibt, deren Zufuhr von außen unverzichtbar ist."
Müller: „Bei einer vollwertigen Ernährung werden ausreichend essentielle Aminosäuren und Fettsäuren zugeführt, sodass es zu keinem Mangel kommen kann. Kohlenhydrate sollten zehn Prozent des Energiebedarfs nicht unterschreiten, damit das Gehirn, das zwingend auf diesen Energieträger angewiesen ist, ausreichend versorgt wird."

Denke nicht in Nährstoffen, sondern in Lebensmitteln

Generell begrüßt Nadine Müller, wenn Menschen in Lebensmitteln und nicht in Nährstoffen denken. Dass fettige Pommes und Produkte mit Mayo ungünstig für eine gesunde Lebensführung sind, entspräche dem gesunden Menschenverstand. Ihrer Meinung nach brauchen Athleten auch keine Low-Carb-Ernährung. Sie bezieht sich auf die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, wonach die Ernährung zu 50 bis 55 Prozent aus Kohlenhydraten, zu 30 Prozent aus Fett und 8 Prozent Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht bestehen soll.

„In einigen der Low-Carb-Rezepte des Ernährungs-Guides sind zu viele Eier", ergänzt die Diplom-Ökotrophologin. Eier sollten bei einer vollwertigen Ernährung, genau wie Wurst und Fleisch, in Maßen gegessen werden. „Und wenn du in einem Eiweiß-Brot Mandeln statt Mehl verwendest, hast du hinterher doppelt so viele Kalorien", ergänzt sie.

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