eVivam-Autorin Wibke Roth dachte, ihr Lebensstil sei einigermaßen gesund. Aber dann fand sie heraus, wo sich überall Zucker und besonders Fruktose versteckt.
Fällt der Begriff Zucker, rieseln vor deinem geistigen Auge meist Kristalle aus raffiniertem weißem Haushaltszucker. Der wird aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr hergestellt. Du kennst ihn lose oder als Würfel auch unter dem Namen Saccharose. Fruktose ist auch ein Zucker: Der ist ganz schön süß. Und in größeren Mengen kann ihn dein Körper schlecht verwerten. Und genau da steckt das Kernproblem; genauer hat das Problem deine Leber. Um das zu verstehen, musst du kurz mit mir ins Chemie-Labor: Raffinierter Haushaltszucker heißt dort Disaccharid. Di steht für die beiden Bestandteile Glukose und eben Fruktose. Glukose ist dir als Traubenzucker bekannt; Fruktose als Fruchtzucker.
Fruchtzucker war lange Zeit die alternative Süße für Diabetiker. Erinnerst du dich? Da stand dann zum Beispiel auf Keks-Etiketten und Co. „Für Diabetiker geeignet". 2009 hat das Bundesinstitut für Risikobewertung BfR wissenschaftliche Studien untersucht, ausgewertet und Stellung bezogen: Fruktose, so das Institut, habe kein Vorteile, sei nicht zu empfehlen und die Etikettierung verzichtbar.
Fruktose ist nicht gesünder, obwohl Fruchtzucker ja dem Wortstamm nach mit Früchten zusammenhängt. Der BfR schrieb in derselben Stellungnahme dazu: „Neuere Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass die verstärkte Aufnahme von Fruktose über industriell gefertigte Lebensmittel wie mit Fruktose gesüßte Limonaden nachteilig auf die Gesundheit wirkt." Fruchtzucker ist nicht gesünder. Vor allem dann nicht, wenn er sich versteckt: in Functional-Food, also angereicherten Lebensmitteln wie vermeintlichen Wellness-Drinks oder anderen Lebensmitteln: in Light-Produkten oder in Grillsaucen.
Als gesunder Mensch verträgst du Fruchtzucker grundsätzlich. Und du solltest auch nicht komplett darauf verzichten. Sagen wir es so: Die Dosis von Fruchtzucker macht augenscheinlich das Gift. Dein Stoffwechsel stößt bei circa 30 Gramm am Tag an seine Grenze. Zum Vergleich: Mit nur 100 Gramm Rosinen hast du die schon erreicht. Ein Wellness-Drink kann 40 Gramm Fruchtzucker enthalten. Was ebenfalls viele nicht wissen: Obst enthält relativ wenig Fruktose. Der Internist Axel Kip beschreibt die Verhältnismäßigkeit in seinem Vortrag „Zucker - der weiße Rausch" so: „Noch im 19. Jahrhundert nahm man durchschnittlich vier Gramm Fruktose pro Tag auf. Heute sind es durch die industriell gefertigten Lebensmittel, Fast Food und Co. 46 Gramm täglich."
Die nicht-alkoholische Fettleber (NAFL) gibt es nicht mehr nur in den USA als Krankheitsbild. Seit Ende der 1990er-Jahre diagnostizieren Ärzte zunehmend auch NAFL in Europa. Grob gesagt, kann der Organismus Fruktose im Gegensatz zur Glukose nämlich nur in deiner Leber verwerten. Die süße Fruktose, noch süßerer (High-)Fructose-Corn-Syrup oder Fruktose-Glukose-Sirup als Süßungsmittel oder als Bestandteil industriell verarbeiteter Lebensmittel machen sich also auf deiner Leber breit. Wenn die sozusagen wegen Überfüllung geschlossen ist, beginnt sie, die Fruktose in Fett umzuwandeln und anzusetzen.
Von einer solchen NAFL-Fettleber sprechen Experten ab einer Verfettung von 5 Prozent. Problematisch sei sie unter anderem dann, „wenn sie mit einer Insulin-Resistenz einhergeht", sagt Andreas Fritsche. Er ist leitender Professor am Lehrstuhl für Ernährungsmedizin und Prävention sowie Diabetologie am Universitätsklinikum Tübingen. NAFL, metabolisches Syndrom sowie Folgeerkrankungen wie Diabetes Typ II scheinen auf zu viel Fruktose-Konsum zurückzugehen.
Es wird längst über den Zusammenhang geforscht. Fritsche hat mit einem Forscher-Team 2011 Versuchsergebnisse zum Thema im British Journal of Nutrition veröffentlicht: 30 junge gesunde Studenten hatten vier Wochen lang die Aufgabe, ihren Tee morgens, mittags und abends speziell zu süßen: Eine Gruppe mit 150 Gramm Fruktose, die andere mit der gleichen Menge Glukose. Ergebnisse von insgesamt 20 Probanden standen am Ende zur Verfügung: Bei allen konnte ein leichter Anstieg für die Fettleber-Werte verbucht werden, wenn auch nicht stark. „Gesunde Menschen wie die Probanden können das gut wegstecken", sagt der Experte. Die Frage ist aber: Was passiert, wenn der Zeitraum länger ist, die Fruktose wie bei High-Fructose-Corn-Syrup bis zu 55 Prozent süßer ist als einfache Fruktose? Und diese Frage solltest du dir selbst beantworten: Was passiert, wenn du dir gar nicht bewusst bist, dass in bestimmten Lebensmitteln überhaupt Fruktose steckt?
Check in jedem Fall die Zutatenliste hinten auf der Verpackung, um dir einen Zucker-Überblick zu verschaffen. Wenn du dir unsicher bist, kann dir die App Code-Check bei der Einordnung helfen.