Wenke Wensing

Freie Journalistin für Wirtschaft & Karriere, Dortmund

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Gründer: Welche Karrierechancen bietet die Blockchain?

Gründer Welche Karrierechancen bietet die Blockchain?

Experten bezeichnen die Blockchain als das neue Internet. Die Anwendungsmöglichkeiten der Technologie sind nahezu grenzenlos. Junge Gründer erhoffen sich neue Berufswege.

Achill Rudolph geht gerne mit fremden Menschen essen. „Das macht viel Spaß", sagt er und fügt hinzu: „nicht immer, aber manchmal." Besonders freut er sich über die Mittagessen, bei denen er etwas über die Blockchain-Technologie lernt. Der 29-jährige Berliner mit dem grünen Nike-Shirt lacht und gabelt weiter seine Nudeln.

Um für seine Lunch-Treffen Blockchain-Experten zu finden und sich mit ihnen zu verabreden, hat Rudolph way.network gegründet. Das soziale Netzwerk soll Kenner der innovativen Datentechnik zusammenbringen. Doch Rudolph geht es nicht darum, das nächste Facebook oder LinkedIn zu erschaffen. Bei Facebook und Co. ist es nämlich so, dass die Personen in Suchen ganz oben erscheinen, die am meisten bezahlen und jene Postings am häufigsten angezeigt werden, die ein Algorithmus für spannend hält. Rudolph hingegen möchte ein Netzwerk aufbauen, das ohne zentrale Instanz auskommt.

Die Blockchain müsse man sich wie ein Buch vorstellen, in das alle Akteure etwas hineinschreiben können, erklärt er. Es gibt also keinen zentralen Verwalter. Steht erst einmal eine Information auf der Blockchain, kann diese nicht gelöscht werden, da das Buch jederzeit von allen Akteuren eingesehen werden kann, die die Informationen bestätigen müssen. „Wer etwas in die Blockchain einträgt, muss es ernst meinen", sagt Rudolph. Es sei quasi unmöglich, im Nachhinein etwas anderes zu behaupten. Die Lüge würde sofort auffliegen.

Nach dem heftigen Crash geht es für Bitcoin aktuell steil nach oben. Doch die eigentliche Innovation ist nicht die Währung, sondern die dezentrale Datenbank dahinter. Wie die Blockchain funktioniert - einfach erklärt.

Die Blockchain ist die einzige Technologie, die so eine Schwarmintelligenz ohne zentralen Bestimmer möglich macht. Rudolph hofft, dass in seinem Büro zwischen Skateboard und Computer seine persönliche Blockchain-Karriere beginnt. Die Aussichten sind gut. Denn Rudolph ist einer jener jungen Menschen, die die Blockchain-Technologie für sich entdeckt haben, als sie noch wenig bekannt war. Rudolphs Netzwerk ist eine Art Ranking. Dabei entscheiden die Mitglieder selbst, welche Information wertvoll ist, welche Person der beste Experte ist und somit ganz oben in der Expertenliste erscheint. „Es sollen nur Menschen oben in der Suche stehen, die richtig viel Ahnung haben." Die Einstufungen kommen von den Nutzern - und für eine Bewertung müssen sie sich miteinander verabreden.

Auf diesem Prinzip basiert das Experten-Ranking des way.networks. Experten bewerten sich gegenseitig und bestätigen einander ihre Kompetenzen. „Es ist total schwierig, die Menschen zu finden, die einen wirklich weiterbringen", sagt Rudolph. Auf die Blockchain-Szene trifft das besonders zu, weil es noch keine Literatur oder Lehrwerke gibt. „Die Technologie entwickelt sich täglich durch Gespräche und Experten-Treffen weiter", sagt er.

Bislang war die Blockchain vor allem bekannt durch die Kryptowährung Bitcoin. Jetzt entdeckt auch der Mittelstand die Technologie, etwa in der Logistik oder Energiewirtschaft.

Wer einen Experten im way.network bewerten möchte, muss Token besitzen. Diese können Nutzer mit der Kryptowährung Ether kaufen, eine Alternative zum Bitcoin. Je besser die Bewertungen sind, die die Token-Besitzer abgeben, desto vertrauenswürdiger wird das Ranking. „Wenn alle, die den Token haben, ein Ranking erstellen, das beachtet wird, steigt der Wert des Tokens", sagt Rudolph. Es ist also ähnlich wie die Wertentwicklung von Aktien, nur dass die Tokenbesitzer den Kurs selbst in der Hand haben. Zusammen mit Rudolph sitzen sechs weitere Personen in zwei Büroräumen im Berliner Gründungs-und Innovationszentrum der Technischen Universität Berlin. Die Gründer tragen Sneaker, Kapuzenpullover und Baseball-Caps, die Wände der Fahrstühle sind mit Sprüchen und Tic-Tac-Toe-Feldern bekritzelt. Bisher hat Rudolphs Team zehn Monate in die Entwicklung des way.networks gesteckt, 100 Experten nutzen das Netzwerk bereits. Verdient hat Rudolph mit seiner Idee bisher keinen einzigen Euro.

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