Vivien Götz

Freie Journalistin, Studentin , Raum Düsseldorf

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24 Stunden im Einsatz: Peter Schlegel ist Kommandant der freiwilligen Feuerwehr Kressbronn

In Kressbronn zu Hause: Peter Schlegel hat sein Haus auf dem elterlichen Hof gebaut und unterstützt seine Eltern beim Betrieb der kleinen Landwirtschaft. (Foto: Vivien Götz)

Kressbronn - Ehrenamtliche Helfer bleiben meistens im Hintergrund. Deshalb stellt die „Schwäbische Zeitung“ derzeit immer wieder Menschen vor, die sich in Kressbronn für die Allgemeinheit engagieren. Für den vierten Teil dieser Serie haben wir mit Peter Schlegel gesprochen, der als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr rund um die Uhr in Bereitschaft sein muss.

Bei kaum einem anderen Ehrenamt haben die freiwilligen Helfer so wenig Einfluss auf ihre Arbeitszeiten, wie bei der freiwilligen Feuerwehr. Der Alltag ist dem Meldeempfänger unterworfen, der jederzeit piepend zu einem Einsatz rufen kann. „Freiwillig ist bei uns nur der Eintritt“, sagt Peter Schlegel. Wer in die freiwillige Feuerwehr eintritt, verpflichtet sich nicht nur dem Piepen des Melders, sondern auch einer längeren Dienstzeit. Wie lange genau, ist gesetzlich nicht festgelegt - allerdings koste die Ausbildung und die Ausrüstung eines neuen Mitgliedes viel Geld, da sei es ja verständlich, dass es sich nicht lohnen würde, wenn man das Ehrenamt nur als kurzfristiges Engagement verstünde, erklärt der Kommandant. Die Grundausbildung eines neues Mitgliedes umfasst 70 Stunden, bevor es zum ersten mal mit auf einen Einsatz geht. Nach zwei Jahren, in denen unter anderem der Lehrgang zum Atemschutzgeräteträger absolviert werden kann, gelten Feuerwehrleute dann als fertig ausgebildet, müssen aber trotzdem laufend an Schulungen teilnehmen. „Die Ausbildung hört nie mehr auf“, sagt Peter Schlegel, denn man müsse immer auf dem neuesten Stand sein.

Der 33-Jährige ist seit 2001 dabei, mit 15 Jahren nahm ihn ein Freund mit zur freiwilligen Feuerwehr in Kressbronn. 14 Jahre später, mit 29, übernahm Schlegel das Amt des Kommandanten, „durch lange Überredungskunst“, wie er zugibt. Der Job ist aufwendig und kostet viel Zeit, die Mitgliedschaft im Schützenverein hat Schlegel zugunsten der Feuerwehr inzwischen aufgegeben. „Aber man macht das ja auch für seine Kameraden und einer muss es schließlich machen“, sagt er. Seine beiden Stellvertreter seien ebenfalls sehr engagiert, sodass sich die Arbeit auf mehrere Schultern verteile und schon zu schaffen sein. „Die Kameradschaft ist bei uns wirklich sehr gut und kommt auf keinen Fall zu kurz. Das ist glaube ich auch ein Grund, warum wir personell so gut dastehen“, erzählt Schlegel stolz.

75 aktive Feuerwehrmänner gibt es momentan in Kressbronn. Viele würden am Ort arbeiten oder seien selbstständig, sodass sich die Einsatzbereitschaft gut verteilen lasse, erklärt Schlegel. Die meisten Arbeitgeber seien außerdem sehr tolerant und hätten kein Problem damit, wenn ihre Angestellten während der Arbeitszeit zu einem Einsatz ausrücken müssten. „Trotzdem haben wir es eher so eingeteilt, dass tagsüber vor allem die alarmiert werden, die am Ort arbeiten“, sagt der 33-Jährige. Alle, die für ihre Arbeit pendeln müssten, seien dann eher nachts in Bereitschaft.

In Deutschland schreibt das Gesetz vor, dass Feuerwehrleute in dem Ort, in dem sie Mitglied der Feuerwehr sind, entweder arbeiten oder wohnen müssen. „Alles andere macht wegen der Einsatzbereitschaft einfach keinen Sinn. Trotzdem wird das in den nächsten 15 Jahren unser größtes Problem werden“, sagt Peter Schlegel ernst. Wie fast überall am See, sei Wohnraum und ganz besonders Baugrund in Kressbronn einfach teuer. „Viele Kammeraden wollen irgendwann einfach etwas Eigenes und weil es hier zu teuer ist, ziehen sie weg und wir verlieren Mitglieder“, erklärt der Kommandant.

Peter Schlegel hat dieses Problem nicht, „zum Glück“, sagt er. Sein Haus auf dem elterlichen Hof liegt im Kressbronner Hinterland, nur einen Steinwurf von der bayerischen Grenze entfernt. Im Ramen seines Studiums war er zwar mal eine Weile in München und sogar in Spanien, es hätte ihn aber immer wieder zurück an den See gezogen. In Kressbronn ist er fest verwurzelt. Neben dem Feuerwehr und dem Schützenverein war Schlegel auch eine Zeit lang im Musikverein und in der Landjugend. Das Vereinswesen sei in Kressbronn schon sehr ausgeprägt, sagt er. „Man bekommt das schon als kleines Kind vorgelebt und das prägt einen dann natürlich“, erzählt er lächeln.

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