Kürzlich, da war Linda Zervakis zu Gast in der Sendung von Jörg Thadeusz, beim RBB. In seiner Anmoderation sagte er: Man könne froh sein, dass ein hohes Amt in diesem Land an eine Frau gegangen ist, die sich wenigstens ein bisschen nach Einwanderung anhört. Und Zervakis tut etwas, das an ihrem eigentlichen Arbeitsplatz verboten ist: sie lacht.
Ein Nachtmittag im Herbst, Linda Zervakis sitzt vor dem Rechner bei der Tagesschau, Pferdeschwanz, den schmalen Körper eingepackt in einen weißen Wollpullover. Sie wirkt jünger als 40. Bis vor kurzem war Zervakis in der Babypause, jetzt ist sie zurück beim . Und muss nachholen. Im Audioverzeichnis der Senderanstalt fragt sie alle Namen und Begriffe ab, die während ihrer Abwesenheit in die Berichterstattung gerutscht sind. Vokabeltraining für Nachrichtensprecher. TTIP, das Handelsabkommen, Jagland, der EU-Generalsekretär. Horgos, Flüchtlingsübergang an der serbisch-ungarischen Grenze.
Sieben Monate lang gab es diese Nachrichtenwelt für Zervakis nicht. Sie ist zum zweiten Mal Mutter geworden. Und hat die Tagesschau Tagesschau sein lassen. "News-Detox" nennt sie das. Weil sie sich so sehr auf ihr Privatleben konzentrierte, hat ihr das gar nichts ausgemacht, es war vielmehr eine Befreiung. Gedanken, die um Windelwechseln und Spazierfahrten kreisen, statt um Griechenland oder die Flüchtlingskrise. Und dann diese Babyhormone - "die haben mich viel zu schnell zum Weinen gebracht."
Sie kommt zurück als: Linda Zervakis, die BuchautorinSpäter wird sie ihre erste 20 Uhr-Sendung lesen, wird mit schwitzigen Händen ins Studio gehen, die Routine, noch hat sie sich nicht eingestellt.