In der Serie "Kontoauszug" stellen wir regelmäßig Menschen vor, die erzählen, wie viel sie verdienen, wofür sie ihr Geld ausgeben - und wie viel sie monatlich auf die Seite legen. Hier berichtet die 35-jährige Martina Rose*, die als Produktmanagerin bei einem Pharmakonzern arbeitet und momentan in Elternzeit ist.
Beruf: Aktuell bin ich in Elternzeit, aber eigentlich arbeite ich als Produktmanagerin in einem großen Pharmakonzern. Ich vermarkte dort verschreibungspflichtige Medikamente, die dieser Konzern entwickelt. Dazu gehört, dass ich die jeweiligen Marketingbudgets plane, Arztkongresse organisiere und Pharmareferentinnen und -referenten im Außendienst schule. Denn die müssen die Medikamente dann bei den Ärztinnen und Ärzten positionieren.
"Das Ziel ist, dass immer das richtige Medikament bei dem Menschen landet, der es wirklich benötigt." Martina Rose, 35, PharmaproduktmanagerinMeine Abteilung ist recht groß, im Innendienst arbeite ich mit etwa 30 Leuten zusammen, außen kommen noch mal 80 dazu. Der Druck ist hoch: Es werden Ziele festgesetzt und die sollten erreicht werden, das wird regelmäßig überprüft. Der Konzern erwartet viel, aber das gehört in dieser Größenordnung einfach dazu. Dafür ist der Job spannend, abwechslungsreich und auch sinnvoll: Das Ziel ist, dass das Medikament bei den Patienten ankommt und ihnen so geholfen werden kann.
Ich freue mich darauf, in den Job zurückzukehren, wenn das kleine Kind groß genug für die Kita ist, trotzdem genieße ich auch die Elternzeit: In der Früh mache ich die Kids für den Tag fertig, das große Kind wird dann vom Papa in die Kita gebracht. Ich verbringe den Tag mit dem kleineren und kümmere mich nebenher um den Haushalt - wobei einmal in der Woche eine Reinigungshilfe kommt. Einmal wöchentlich gehen wir zum Babyschwimmen. Wenn etwas Zeit bleibt, bilde ich mich fort, oft höre ich parallel auch Podcasts zu Finanzen oder Familienthemen. Später geht es dann mit beiden Kindern meist noch auf den Spielplatz und zum Einkaufen. Nach dem Abendessen bringe ich die Kids ins Bett. Danach habe ich gerade noch genug Energie für Couch und Fernseher.
Ausbildung: Ich habe ein naturwissenschaftliches Studium mit der Promotion an einem Forschungszentrum abgeschlossen. Bis ich begonnen habe zu promovieren, haben meine Eltern mein Studium finanziert, wofür ich sehr dankbar bin - seitdem bin ich finanziell komplett unabhängig von ihnen. Während der Promotion habe ich gemerkt, dass ein Job in der Wissenschaft nichts für mich ist, ein Doktortitel wird aber auch im kommerziellen Bereich der Pharmabranche gern gesehen. Deswegen bin ich direkt im Anschluss bei meiner jetzigen Firma eingestiegen. Dort habe ich diverse Positionen im Außen- und Innendienst durchlaufen, um an meinen derzeitigen Job zu kommen. Der nächste Schritt wäre die Übernahme eines eigenen Teams, also eine Position mit Personalverantwortung.
Arbeitszeit: Vor der Elternzeit hatte ich einen normalen Vierzigstundenjob mit durchschnittlich vielen Überstunden und seltener Wochenendarbeit. Jetzt bin ich Vollzeitmutter.
Bruttoeinkommen: Vor meiner Elternzeit bin ich in meinem Beruf in etwa auf ein Jahresbruttoeinkommen von 90.000 Euro gekommen. Das sind 7.500 Euro monatlich.
Nettoeinkommen: Netto sind mir davon ca. 4.400 Euro pro Monat geblieben. Aktuell ist das deutlich weniger: Jetzt beziehe ich Elterngeld in Höhe von 1.980 Euro. Dank des Geschwisterbonus sind das 10 Prozent mehr als der eigentliche Maximalsatz - hier profitiere ich davon, dass ich zwei Kinder habe, deren Altersabstand klein ist. Hinzu kommt das Kindergeld in Höhe von 438 Euro. Vor fünf Jahren habe ich mein bis dahin Erspartes in eine vermietete Wohnung im Wert von etwa 90.000 Euro investiert, daraus kommen im Monat Einnahmen von etwa 100 Euro zusammen - das bleibt übrig, wenn ich von der Miete Zins und Tilgung, das Hausgeld, die Sondereigentumsverwaltung und so weiter abziehe. Wenn man alles zusammenrechnet, stehen mir im Monat etwa 2.500 Euro zur Verfügung. Das reicht, um meine Ausgaben zu decken - aber es hilft mir, dass mein Mann sehr gut verdient. Wir haben jeder unsere eigenen Konten, aber auch ein Gemeinschaftskonto. Darauf zahlt aber aktuell nur mein Mann ein, weil bei mir durch die Elternzeit wenig übrig bleibt.
Meine Ausgaben
Wohnen: Für unsere Dreizimmerwohnung gebe ich nichts aus. Mein Mann hat sie von seinem Geld finanziert, er trägt aktuell alle Kosten dafür, das sind etwa 2.000 Euro im Monat. Bevor wir Kinder bekommen und geheiratet haben, habe ich ihm dafür Miete gezahlt, das waren 600 Euro. Als ich in Mutterschutz gegangen bin, haben wir das eingestellt, was mir gerade sehr hilft.
Mobilität: Ich bin hauptsächlich zu Fuß unterwegs. In der Stadt, noch dazu mit den Kindern, muss ich meist nur kurze Strecken zurücklegen. Gelegentlich nutze ich die öffentlichen Verkehrsmittel, habe aber keine Monatskarte, sondern kaufe meistens Kurzstrecken-Tickets. Dafür fallen monatlich ungefähr 25 Euro an. Selten fahre ich auch Fahrrad, aber das kostet ja kaum etwas. Als Familie haben wir zwei Autos, die aktuell vollständig von meinem Mann finanziert werden. Wenn ich also ein Fahrzeug brauche, steht mir eines zur Verfügung. Ich nutze das Auto aber nur zwei- bis dreimal im Monat bei sehr schlechtem Wetter oder ungünstig gelegenen Zielen.
Lebensmittel: Insgesamt gucken wir beim Einkaufen wenig aufs Geld und kaufen, was wir mögen. Für Lebensmittel geben wir dadurch in etwa 700 Euro monatlich aus. Davon zahle ich etwa 150 Euro, den Rest übernimmt mein Mann. Hauptsächlich kaufen wir in Biosupermärkten und normalen Supermärkten ein, nutzen aber zunehmend Lieferdienste. Dort bestellen wir auch nicht nur einen Joghurt, sondern gerne mal größere Einkäufe für 80 Euro. Damit haben wir in der Corona-Zeit angefangen, es ist aber auch mit den Kindern einfacher. In Restaurants essen wir recht selten, vielleicht einmal pro Monat. Dadurch kommen noch einmal 100 Euro dazu. Wir bestellen aber mindestens einmal pro Woche etwas zu essen. Die monatlichen Kosten in Höhe von etwa 200 Euro übernehme ich vollständig. Mein Anteil an den monatlichen Lebensmittelausgaben liegt deshalb bei etwa 350 Euro.
Familie, Kinder und Haushalt: Die
Kitagebühren für das größere unserer Kinder betragen 60 Euro im Monat.
Das kleinere Kind betreue ich zu Hause. Für Kleidung und Spielsachen
kommen noch einmal 200 Euro monatlich dazu. Ich nehme mir zwar immer
wieder vor, mehr Secondhandkleidung zu kaufen, lande dann aber doch
häufig in den Onlineshops der großen Ketten. Gebrauchte Kleidung
versuche ich aber zumindest an Bekannte und Freunde weiterzugeben. Für
Schwimmkurse und das Kinderturnen kommen noch einmal 140 Euro dazu.
Zusammengerechnet macht das Kosten von rund 400 Euro, die ich
vollständig übernehme. Die 200 Euro für die Reinigungshilfe übernimmt
mein Mann.
Körperpflege: Wir gehen ganz klassisch zum Drogeriemarkt, statt Gesichtscremes im Luxusgeschäft zu kaufen. Trotzdem geben wir dort rund 300 Euro monatlich aus – mindestens zwei Drittel davon für Produkte für die Kinder wie zum Beispiel Windeln. Diese Kosten kann ich kaum aufschlüsseln, aber mein Anteil wird ungefähr bei 100 Euro liegen. Hinzu kommen Friseurbesuche, die im Schnitt 30 Euro pro Monat kosten, sodass ich bei 130 Euro monatlich für Kosmetik und Körperpflege lande.
Telefon und Internet: Wir geben etwa 45 Euro für unser Internet aus, auch der Fernsehanschluss läuft darüber. Ein Festnetztelefon haben wir nicht mehr. Für uns ist es völlig normal, nur mit dem Handy zu telefonieren. Selbst wenn meine Kinder mit ihrer Uroma telefonieren, läuft das über einen Videoanruf. Mein Handyvertrag kostet noch einmal etwa 25 Euro monatlich. Die gesamten Telekommunikationskosten in Höhe von 60 Euro gehen von meinem Konto ab.
Versicherungen: Die sind für mich ein kritischer Punkt. Ich bin privat krankenversichert. Während meiner Elternzeit muss ich den kompletten Versicherungsvertrag selbst zahlen – inklusive Arbeitgeberanteil. Deshalb zahle ich im Monat 722 Euro allein für meine Krankenversicherung. In Elternzeit privat versichert zu sein, ist ein krasses Minusgeschäft. Ich bin durch das gute Gehalt meines Mannes in einer sehr privilegierten Situation, doch andere Mütter sind das nicht. Wer dazu noch Miete und Lebensmittel zahlen muss, dem bleibt so gut wie nichts. Ich halte das für Wahnsinn. Hätte ich das gewusst, wäre ich freiwillig gesetzlich versichert geblieben. Zusätzlich zu meiner Krankenversicherung zahle ich unsere Familienhaftpflichtversicherung. Das sind etwa zehn Euro pro Monat. Außerdem habe ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung, für die ich 52 Euro monatlich zahle. Weil die Autos über meinen Mann laufen, ergibt das Ausgaben für mich in Höhe von 784 Euro.
Abos: Wir haben ein
Sky-Abo, hauptsächlich wegen der Fußballübertragungen. Zudem haben wir
Spotify und Netflix. Zusammen zahlen wir dafür rund 90 Euro pro Monat.
Für mein Abo von ZEIT ONLINE kommen noch einmal knapp 25 Euro obendrauf,
außerdem haben wir das Manager Magazin für 8,80 Euro
abonniert. Das sind unsere einzigen Abos, diese Ausgaben übernehme alle
ich. Zusammengerechnet sind das 124 Euro pro Monat.
Sport und Freizeit: Als junge Mutter in Corona-Zeiten bleibt hierfür leider nicht viel Zeit. Gelegentlich nutze ich kostenlose Apps, um über mein Handy zu Hause ein Work-out zu machen. Sonst bin ich sehr zufrieden, wenn mir gelegentlich Zeit bleibt, in der Badewanne ein Buch zu lesen. Ich nutze einen eBook-Reader und gebe rund 25 Euro im Monat für Bücher aus, da stöbere ich gerne bei günstigen Sale-Angeboten. Ein bis zweimal pro Monat gönne ich mir zudem eine Massage in einem Salon und lasse es mir für eine Stunde gut gehen. Das kostet mich etwa 100 Euro. Mehr Zeit für mich allein habe ich aktuell einfach nicht. Natürlich ist es aber auch Freizeit, wenn wir mit den Kindern in den Zoo gehen oder an einen See fahren. Für diese Ausflüge gebe ich rund 30 Euro pro Monat aus. Gesamt sind es also 155 Euro im Monat.
Kleidung: Hierfür würde ich mindestens 150 Euro monatlich veranschlagen. Seit ich in Elternzeit bin, fallen die Ausgaben für Businessoutfits weg, das macht diesen Punkt günstiger. Wie bei den Kindern kaufe ich auch hier das meiste online. Das geht schnell, und ich kann es nebenbei am Handy erledigen. Natürlich lande ich dadurch oft bei größeren Modeketten, ich bin aber nicht festgelegt auf bestimmte Marken. Immer wieder nehme ich in Angriff, gezielt nach nachhaltig produzierten Produkten zu suchen – leider entscheide ich schlussendlich doch meist nach der Optik.
Reisen: Vor den Kindern waren wir sehr auf unsere Karrieren fokussiert und sind deshalb wenig weggefahren. Jetzt machen wir normalerweise einmal pro Jahr eine große und damit auch sehr teure Reise. Meist zu Jahresbeginn, um im Süden die Sonne zu genießen, bevor bei uns der Frühling beginnt. Zusätzlich unternehmen wir ein bis zweimal pro Jahr etwas Kleineres – dann fahren wir vielleicht eine Woche nach Mallorca oder an die Ostsee. Wir kommen meist in Hotels unter, das ist mit den Kindern einfach entspannter. Aber eben auch teurer. Wenn man das alles zusammenrechnet und auf den Monat herunterbricht, werden es 1.300 Euro sein, die wir für Reisen ausgeben. Davon zahle ich in der aktuellen Situation aber maximal zehn Prozent, also 130 Euro monatlich.
Investments und Sparen: Für meine Kinder spare ich jeden Monat 100 Euro. Auch mein Mann legt Geld für die Kinder zurück, aber das ist unabhängig von mir. 100 Euro zahle ich aktuell monatlich in einen ETF-Sparplan ein. Außerdem habe ich eine betriebliche Altersvorsorge, die aber aktuell auf zehn Euro heruntergesetzt ist. Als ich Vollzeit gearbeitet habe, waren das 150 Euro. Zusätzlich besitze ich ein Aktiendepot, das aktuell etwa 100.000 Euro wert ist. Damit handle ich aber nicht aktiv, sondern investiere langfristig in ETFs und für mich spannende Einzelaktien. Mein Barvermögen liegt bei ungefähr 10.000 Euro.
Das bleibt am Ende übrig
In meiner aktuellen Lage bleibt nichts übrig. Schon vor meiner Elternzeit habe ich monatlich etwa 400 Euro auf ein Tagesgeldkonto überwiesen. Das mache ich immer noch. Weil meine finanzielle Situation aber aktuell angespannt ist, überweise ich mir dieses Geld oft auch wieder zurück, um es doch auszugeben. Meine aktuelle Lebensphase ist einfach nicht zum Sparen geeignet.
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