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Einspurige Landsberger Straße gefordert

Der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe will von der Donnersbergerbrücke an stadteinwärts eine Allee pflanzen

Seit fast zwei Jahren kämpft Ralph Bärligea für Bäume, die es gar nicht gibt. Dafür ist er extra sechs Stunden mit dem Zug von Hannover nach München gefahren. Doch Bärligea ist kein Öko-Aktivist, der sich an Bäume kettet. Er ist Berater bei einer großen Consulting-Firma und hat im Bundestag gearbeitet. Deswegen steht Bärligea nicht im Kapuzenpulli, sondern im weißen Hemd vor dem Bezirksausschuss (BA) Schwanthalerhöhe, um einen Kampf zu Ende zu bringen, den er seit fast zwei Jahren kämpft.

Im November 2017 hatte Bärligea im BA den Antrag gestellt, die Landsberger Straße ab der Donnersbergerbrücke stadteinwärts zu begrünen. Er, selbst Anwohner, hat mit den Menschen im Stadtteil gesprochen, mit Umweltorganisationen und Politikern. Es gab Teilerfolge: Die Wanderbaumallee von Green City kam. Die mobilen Bäume verlängerten die Allee Landsberger Straße, die sie stadtauswärt schon ist – aber nur für einen Sommer.

Denn Bärligeas Idee ist eigentlich gar nicht neu. Das Hauptzollamt an der Landsberger Straße wurde 1912 gebaut, als es in Bayern noch einen König gab. Und wie auf so vielen Prachtstraßen in München wurden davor Bäume gepflanzt. Heute fragt Bärligea: „Warum soll nur die Leopoldstraße in Schwabing begrünt sein und die Landsberger Straße hier auf der Schwanthalerhöhe nicht?“

Die Antwort kennt Stadtrat Gerhard Mayer von der SPD. 2017 hatte er genau diese Frage an das Baureferat gestellt. „Man hat mir damals geantwortet, dass das wegen der Leitungen, die unter den Straßen und Gehwegen verlegt sind, nicht möglich ist.“ Man könne nur großflächig umbauen oder Hecken pflanzen.

Doch diese Lösung kommt für Sibylle Stöhr (Grüne), Vorsitzende des BA, nicht infrage. Sie will Baumpflanzungen. „Nur das bringt den Bewohnern wirklich etwas.“ Denn den Menschen im Viertel brennt das Thema auf den Nägeln. Gleich mehrere Anträge zum Thema wurden in den letzten BA-Sitzungen gestellt. Tenor: mehr Grün in der Stadt, breitere Radwege, weniger Autoverkehr. Der Druck zeigt Wirkung. Tramhaltestellen wurden vergrößert, der Arnulfsteg neu gebaut – die Landsberger Straße wandelt sich. Ralph Bärligea findet deshalb: „Wenn man sie sowieso überarbeitet, ist es sinnvoll, diese Straße zu begrünen.“

Noch hat die Straße zwischen Donnersberger- und Hackerbrücke anderthalb Fahrspuren. Schon jetzt ist sie nicht breit genug für zwei eigenständige. Im Stadtverkehr sorge das eher für Verwirrung, statt den Verkehrsfluss zu verbessern, findet BA-Mitglied Genk Genc (FDP). Und so formt sich im BA eine breite Allianz, die sich für eine Umstrukturierung einsetzt. Bäume im Tausch gegen eine halbe Fahrspur. „Das wäre die logische Konsequenz“, findet BA-Vize Thomas Hofstätter (CSU).

Monatelange Verkehrsbehinderungen wären wohl die Folge. Für die Vorsitzende Stöhr kein Problem: „Wenn man eine Straße neu gestaltet, hat man immer eine Baustelle.“ Das wolle man für die Pflanzungen in Kauf nehmen. Der BA stimmte ihr geschlossen zu.