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Netzaktion: Frauen gegen Rassismus

Unter #inteerkvinna wollen Frauen in Schweden darauf aufmerksam machen, dass sie sich durch die gewaltsamen Übergriffe gegen Migranten ganz und gar nicht beschützt fühlen.

Vergangene Woche Freitag haben in Stockholm maskierte Männer Jagd auf junge Flüchtlinge gemacht. Auf einem Flugblatt verbreiteten sie unter anderem die (Nicht-)Botschaft „Es reicht jetzt." Diese Leute nennen sich „Bürgerwehr", andere nennen sie Lynchmob, wie ich bereits in meinem vorherigen Blogpost beschrieben habe.

In sozialen Netzwerken werden diese (und ähnliche) Taten auch damit erklärt, man würde „unsere schwedischen Frauen" verteidigen. Ähnlich wie nach der Silvesternacht in Köln plötzlich viele zu Feministen wurden, die sich bisher selten um die Anliegen von Frauen gekümmert hatten. Eine Instrumentalisierung von Feminismus zu rassistischen Zwecken.

Dagegen hat sich jetzt eine Social-Media-Kampagne gegründet. Ähnlich wie #ausnahmslos in Deutschland, posten Frauen unter #inteerkvinna (nicht eure Frau) auf Facebook und Twitter ihre Statements. Hier eine Auswahl (mit Übersetzung):

„Ich könnte ein Straßenkind für dich misshandeln", sagt der Mann im netten Pulli.

Inget våld i mitt namn#inteerkvinna #notinmyname

- Gudrun Schyman (@gudschy) February 1, 2016

„Keine Gewalt in meinem Namen", sagt die Feministin Gudrun Schyman.

„Ich bin nicht eure Frau. Ich will euren Schutz nicht. Die, vor denen ihr mich schützen wollt, sind meine Freunde. Meine Mitmenschen. Unsere Kinder. Ihr seid die, vor denen ich Angst habe. Ihr seid irrational und von der Wirklichkeit abgewandt. Ihr seid diejenigen, die gewalttätig sind. Ihr seid diejenigen, die meine Rechte in Frage stellen. Benutzt mich oder meinen Namen nicht in eurer schmutzigen Absicht."

„Der rassistische Lynchmob, der am vergangenen Freitag (29.1.) durch Stockholm gezogen ist und diverse andere rassistische und faschistische Gruppen sagen, sie würden einen Kampf führen, um weiße/"schwedische" Frauen zu schützen, indem sie KINDER MISSHANDELN - und andere Nicht-Weiße. Aber sie sprechen und handeln nicht für uns." (Standardtext unter den meisten Posts)

Bei diesem Post handelt es sich, wie man unschwer erkennt, um eine Demo-Ankündigung und Aufforderung zur Teilnahme, am Samstag, den 6. Februar am Medborgarplatsen (Stockholm). Motto: „Unsere Körper - Unsere Stimmen! Gemeinsam gegen Faschismus!"

Hater leider verlässlich

Die „besorgten Bürger" haben sich auch schon zu Wort gemeldet. Sie sagen, die schwedischen Frauen würden mit #inteerkvinna ausdrücken, dass man sie bitte nicht beschützen solle, falls sie von Migranten vergewaltigt werden. In dieser Hinsicht sind die Hater leider verlässlich.

Ich hatte bei #ausnahmslos kurz überlegt, ob ich es vielleicht zu früh finde, direkt nach den Übergriffen der Silvesternacht eine solche Kampagne zu starten, bevor man nicht aufgeklärt hat, wer die Täter eigentlich waren. Aber dafür, sich gegen Beschuldigungen ganzer Volksgruppen und Rassismus - und für Frauenrechte und gegen sexualisierte Gewalt - stark zu machen, ist es nie zu früh.

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