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Alexander Straus: Der Tüftler auf der großen Bühne

Alexander Straus steht mit den Bayernfrauen im Camp Nou vor seinem ersten Härtetest. © Foto: imago/Hartenfelser

München - Norwegern sagt man nach, dass sie eher zu den stilleren Zeitgenossen gehören. Zurückgezogen leben, die Natur genießen. Alexander Straus hat Züge eines typischen Norwegers. Er liebt Spaziergänge mit seinem Hund und einsame Joggingrunden. Er kommt aus Bergen im Südwesten Norwegens, direkt an den Fjorden. Dort kann man stundenlang spazieren und niemandem begegnen.


Straus aber unterscheidet sich in einem Punkt von vielen seiner Landsleute: Er kommuniziert gern und er kommuniziert viel. Das ist seine große Stärke. Die Spielerinnen des FC Bayern, die er seit Sommer trainiert, schätzen das. Sie sind das nicht gewöhnt - nicht in dem Maß.

Gegen den FC Barcelona betritt der große Kommunikator Straus am Donnerstag (18.45 Uhr/DAZN) im Camp Nou die bislang größte Bühne als Trainer.


Tüftler Straus: "Für mich hat Fußball viel mit Geometrie zu tun"


Die größte Bühne will er dem Fußball geben - und nicht sich als Trainer. Der 47-Jährige ist ein Tüftler, sieht mehr im Spiel als andere. Das sei normal in seinem Job, eine "Berufskrankheit", sagte er im FC-Bayern-Magazin "51". Er sehe auf dem Fußballplatz "Winkel, Rauten, Dreiecke", sagte er. "Für mich hat Fußball viel mit Geometrie zu tun." Er liebe die Vorstellung, dass Fußball Schach auf Rasen sei, sagt er.


Die Schachpartie gegen den FC Barcelona muss er anders angehen als die bisherigen. In den Liga-Spielen ist Bayern meist gut mit dominanten Ballbesitz-Fußball gefahren. Die Katalaninnen, Champions-League-Siegerinnen 2021, bestechen seit Jahren mit Ballkontrolle und Schnelligkeit. Im Gegenpressing offenbaren sie Lücken. Dann müssen die Münchnerinnen wach sein.


Die größte Schwäche der Mannschaft unter Straus bislang: "Eines unserer Probleme in dieser Saison ist, dass wir zwar Chancen herausspielen, aber zu viele benötigen, um ein Tor zu erzielen", sagte Straus dem Portal "Mia san rot". "Gerade gegen Barcelona müssen wir effizienter sein und schon die Halbchancen nutzen."


Straus will auch gegen Barcelona bei seinem Plan bleiben


Nicht einfach bei einer Mannschaft, die Benfica im Champions-League-Gruppenspiel mit 9:0 abschoss und in der Liga eine Tordifferenz von 35 aufweist.

Doch Straus will an seinem Plan festhalten. "Wir wollen nicht unsere Identität ändern", sagte er. "Natürlich wird das ein anderes Spiel werden als gegen Duisburg, aber was wir machen, ist Teil eines größeren Bildes." Gegen Duisburg im Pokal schaffte der FC Bayern ein 7:0, bei dem der Gegner nicht viel mitzureden hatte auf dem Platz.


Das größere Bild, das Straus meint, hat mit seiner Philosophie zu tun. Wenn er einen Job antritt, will er ihn richtig machen. Nach seiner Zeit bei den U-Nationalmannschaften Norwegens ist er 2020 zu seinem Heimatverein Sandviken zurückgekehrt und führte ihn im ersten Jahr zur Meisterschaft. Mit Bayern will er etwas erschaffen. Ein größeres Bild malen. Zu den Topklubs der Welt gehören.


Schüller fordert: "Wir müssen Barcelona zum Laufen bringen"


Straus geht pragmatisch an die Dinge, erklärt immer wieder, was sein Team besser machen muss. Wie gesagt: Er redet gern. Gegen Barcelona etwa gelte es, mehr zu verteidigen. "Das kann auch mal frustrierend sein", gab Stürmerin Lea Schüller vor dem Spiel zu, die unter Straus eine aktivere Rolle einnimmt und mehr ins Spiel eingebunden wird. "Wir müssen Barcelona zum Laufen bringen."


Teil des Plans ist es, auch Topteams wie Barcelona in absehbarer Zeit zu schlagen. Er sei "überzeugt, dass wir nah dran sind." Optimisten sind sie nämlich auch, die Norweger.

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