Europa-Reportage | 19.7.2020 >> Hier geht es zum Film: https://www.br.de/mediathek/video/europa-reportage-1972020-abgezockt-rumaenische-erntehelfer-auf-deu...
Sie ernten Salat, Erdbeeren, Spargel: Erntehelfer aus Osteuropa sind von deutschen Feldern nicht mehr wegzudenken. Kommen sie nicht, haben die Landwirte ein Problem: Die Ernte verrottet. Besonders viele Erntehelfer kommen aus Rumänien. Doch wer sind die Menschen, die unsere Lebensmittel vom Feld holen? Wie ist ihr Leben in Rumänien? Und was ist dran an den immer lauter werdenden Vorwürfen systematischer Ausbeutung?
In Deutschland fehlen die Erntehelfer - in Rumänien das Geld. Die deutsche Landwirtschaft braucht die Arbeitskraft der Erntehelfer aus Osteuropa - umgekehrt sind diese abhängig von ihren Jobs in Deutschland. So wie Ancuta. Die Rumänin ist 21 Jahre alt, hat eine fünf Monate alte Tochter - und hatte in ihrem Heimatland noch nie eine bezahlte Arbeit. Dasselbe gilt für ihren Bruder Simi und ihre Schwägerin. Das Fernsehteam trifft Ancuta zum ersten Mal auf einem Hof in Niedersachsen. Sie und viele andere Erntehelfer haben dort Ende Mai ihre Arbeit niedergelegt. Ihr Vorwurf: Ihnen werde Lohn vorenthalten. Mit nur wenigen hundert Euro fahren sie nach Rumänien zurück.
Was Ancuta und ihrer Familie erleben, scheint bei weitem kein Einzelfall zu sein. Viele Saisonarbeiter aus Rumänien kennen nicht ihre Rechte und Pflichten, haben noch nie vom Mindestlohn gehört. Gewerkschafter veranstalten deshalb Info-Aktionen auf den Feldern - oft auch gegen den Willen der Landwirte. Kontrollen durch öffentliche Stellen wie den Zoll werden offenbar nur marginal durchgeführt. Auch die Landwirte stehen unter Druck. Der Grund: Die Abhängigkeit vom Wetter, niedrige Preise für Lebensmittel und höhere Kosten, dieses Jahr auch durch Corona-Auflagen. Viele geben diesen finanziellen Druck an ihre Saisonarbeitskräfte weiter.
Doch es gibt auch Positivbeispiele: Landwirt Stefan Hußnätter aus dem Nürnberger Knoblauchsland etwa. Trotz Ernteausfall durch Starkregen sagt er: "Die Lohnkosten sind fix. Daran wird nicht gerüttelt." Das Fernsehteam begleitet ihn auf seine Felder zu seinen Arbeitern und fragt: Wie schafft er das und warum geht das nicht überall?
Der Film zeigt auch das Leben der Erntehelfer zuhause in Rumänien. Meist leben sie in ärmlichen Verhältnissen und werden mit falschen Lohnversprechen nach Deutschland gelockt. Das Fernsehteam begleitet Ancuta und ihre Familie in ihre Heimatstadt und zeigt, was die massenhafte Arbeitsmigration für ein Land wie Rumänien bedeutet.
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