Vera Gasber

Videojournalistin, Mobile Reporterin & selbstständige Dozentin, Wien

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Internationaler Brustkrebstag am 1. Oktober. Wissenswertes hier.

Osnabrück. Am 1. Oktober ist Internationaler Brustkrebstag. Wer ist betroffen und wie kann man vorsorgen? Hier gibt es eine Übersicht.

Der Monat Oktober ist der internationale Brustkrebsmonat. Aktionen durch Verbände wie Pink Ribbon sollen auf das Thema aufmerksam machen und mehr Frauen animieren, zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen. Die rosa Schleife dient seit Anfang der 1990er Jahre als internationales Symbol im Kampf gegen die Krankheit.

Betroffene Risikogruppen

Es gibt unterschiedliche Gruppen, die mit erhöhter Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs erkranken. Hierbei kommt es auf die Gene BRCA 1 und BRCA2 an (BReast CAncer). Die Grundlage ist also die eigene Genetik. Dann beeinflussen das Lebensalter und der Hormonspiegel das Risiko. Genauer: Je früher die erste Regelblutung eingesetzt hat und je später die Wechseljahre anfangen, desto länger sind Hormone im Körper. Auch Hormonersatztherapien gegen die Beschwerden der Wechseljahre können gefährlich sein. Dabei spielt es keine Rolle, ob es pflanzliche Mittel sind. Es kommt darauf an, ob Phytohormone enthalten sind. Gute Nachricht für Mütter: Kinder spielen ebenfalls eine Rolle. Je mehr man hat und je länger sie gestillt werden, desto geringer wird das Risiko der Erkrankung. Frau Doktor Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes, erklärt: „Selbst, wenn man noch so gesund lebt, hat man doch keine Garantie, nicht irgendwann mal Krebs zu bekommen."

Auch Männer können erkranken

Rund 70.000 Frauen erkranken jährlich in Deutschland - aber auch Männer können betroffen sein. Das Robert Koch-Institut veröffentlicht alle zwei Jahre die Publikation „ Krebs in Deutschland ". Das Zetrum für Krebsregisterdaten schätzt für 2016, dass 700 Männer betroffen sind. Die Fälle sind zwar viel seltener, aber genauso zu behandeln, sagt Frau Weg-Remers. „Leider ist das Problem, dass Brustkrebs bei Männern oft erst spät erkannt wird, weil man nicht daran denkt. Deshalb ist unter anderem die Prognose deutlich schlechter als bei Frauen." Nach fünf Jahren der Diagnose überlebten 2012 laut „ Krebs in Deutschland " 80 Prozent der Frauen und 64 Prozent der Männer. Nach zehn Jahren waren es 66 Prozent der Frauen und 43 Prozent der Männer. Der Rat der Ärztin: „Wenn Männer Auffälligkeiten im Brustbereich bemerken, nicht zu lange abwarten, sondern rasch an einen Arzt wenden, beispielsweise an einen niedergelassenen Facharzt für Innere Medizin oder Onkologie oder an ein zertifiziertes Brustzentrum."

Vorsorgen, aber richtig

Die Bertelsmann Stiftung hat 2014 eine Studie veröffentlicht mit 1.852 befragten Frauen im Alter von 44 bis 63 Jahren. Knapp ein Drittel der Befragten glaubten, mithilfe eines Mammografie-Screenings (auch Vorsorge genannt) der Krankheit vorzubeugen. „Dem ist nicht so", sagt Frau Doktor Susanne Weg-Remers: „Der Begriff ist irreführend, da die Mammografie den Brustkrebs nicht verhindern, sondern nur früh erkennen kann. Es müsste daher nicht Brustkrebs-Vorsorge heißen, sondern Früherkennung." Um den Krebs vorzubeugen, empfiehlt die Ärztin eine gesunde Lebensweise: Gesundes Essen, regelmäßigen Sport und Alkoholverzicht minimieren das Risiko zu erkranken. „Je mehr Alkohol sie zu sich nehmen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit zu erkranken. „Frauen ab 30 bekommen beim Gynäkologen die Brust samt Achselhöhle abgetastet. Im Alter von 50-69 erhalten Frauen alle zwei Jahre eine Mammografie, die durch die Krankenkassen bezahlt werden. Ausnahmen sind Frauen, einer Risikogruppe angehören." Privat können Frauen sich selbst auch abtasten. Die Infografik zeigt wie:

Jede Frau kann selbst vorsorgen, indem sie sich regelmäßig selbst abtastet. Foto: Pink Ribbon/Marguerite Oelofse.

Mythen des Brustkrebses

Die Ursachen für Brustkrebs sind vielfältig. Einige Behauptungen, wie es zu Krebs kommt, sind Mythen: zu enge BHs, Frauen mit großen Brüsten, Umweltfaktoren, psychische Faktoren, Arbeiten in nächtlichen Schichten, der Sicherheitsgurt im Auto. „All das sei wissenschaftlich nicht belegt", sagt Frau Doktor Weg-Remers.

Aktionen im Oktober

Um auf das Thema aufmerksam zu machen, gibt es viele Aktionen. In ganz Deutschland können Frauen laufen, um auf die Krankheit Brustkrebs aufmerksam zu machen zum Beispiel beim Muddy Angel Lauf oder bei der Aktion Pink „Race for Surviva l". Bei Mamazone gibt es Projekte und Vorträge. Egal, ob zu Fuß, auf dem Pferd oder auf dem Rad: Jeder Kilometer, der zurückgelegt wird, kann bei der Pink Ribbon Schleifentour gespendet werden.

Krebs kein Tabu mehr dank sozialer Netzwerke

In sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook und Instagram gibt es viele Hashtags rund um das Thema Krebs: #fuckcancer, #breastcancer, #everymanhasamom oder #brca. Somit können Betroffene ihre Erfahrungen mit der Community teilen und in Kontakt treten. „Ich finde es gut, dass Krebs, insbesondere Brustkrebs, aus der Tabuzone rauskommt, einfach weil doch sehr viele Menschen oder Menschen im eigenen Umfeld erkranken. Früher hat man nicht gerne darüber gesprochen, weil Krebs als Todesbedrohung angesehen wird. Die deutsche Kultur sieht vor, dass man sich in einer solchen Situation zurückzieht, aber dadurch verpasst man auch die Chance von anderen Betroffenen Mut gemacht zu bekommen. Brustkrebs ist behandelbar", sagt Frau Doktor Weg-Remers.

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