Für die meisten Menschen in Europa ist es eine Selbstverständlichkeit, doch für Menschen in Entwicklungsländern ist es oft
ein Luxus: eine Krankenversicherung. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO müssen Menschen in Entwicklungsländern
im Krankheitsfall im Durchschnitt 85 Prozentder Kosten aus eigener Tasche bezahlen; eine Versicherung oder staatliche Fürsorge springen nicht oder nur unzureichend ein. Vor allem Personen und Familien an der Grenze zur Armut oder bereits in
Armut – das heißt nach Definition der Weltbank Menschen, die weniger als einen Dollar pro Tag zum Leben haben – können
sich meist keine Versicherung leisten. Bereits eine für europäische Verhältnisse banale Krankheit mit vergleichsweise geringen
Behandlungskosten kann diese Menschen in die Armut rutschen lassen, beziehungsweise die Hoffnung zerstören, jemals wieder aus der Mittellosigkeit herauszukommen. Doch so wie vor einigen Jahren die Mikrokredite um den bangladeschischen Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus und seine Grameen Bank für Furore in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit sorgten – und Yunus sogar den Friedensnobelpreis einbrachten –, versuchen nun im Gesundheitssektor Mikrokrankenversicherungen (MKV), Abhilfe zu schaffen. Sie sollen ein wichtiger Schritt sein zur Erfüllung des seit langem von der WHO und
anderen internationalen Organisationen proklamierten Menschenrechts auf gesundheitliche Grundversicherung.
(forschung365 - Forschungsmagazin der Universität zu Köln, 1/2010)