Philipp Collin darf seit dem 20. August seinen Beruf als Volleyballprofi nicht mehr ausüben, weder im Verein, noch im Nationalteam. Der Anti-Doping-Ausschuss des Deutschen Volleyball-Verbandes sperrte den Mittelblocker vorläufig.
Es ist kalt an diesem Tag in Halle, plötzlich steht Philipp Collin vor einem. Just an seinem 24. Geburtstag taucht der Volleyball-Nationalspieler aus der Versenkung auf. Zuvor war er über zwei Monate für die Öffentlichkeit nicht zu sprechen. Der Grund für das Schweigen des 2,04-Meter-Riesen: Philipp Collin darf seit dem 20. August seinen Beruf als Volleyballprofi nicht mehr ausüben, weder im Verein, noch im Nationalteam.
Sperrung durch den Anti-Doping-AusschussAn jenem Tag sperrte der Anti-Doping-Ausschuss des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) den Mittelblocker vorläufig, weil er innerhalb von 18 Monaten drei Dopingkontrollen der Nada (Nationale Anti-Doping-Agentur) verpasst hatte, sogenannte Missed Tests. Gestern kam das Urteil: ein Jahr Sperre - rückwirkend vom 20. August.
„Ich habe schließlich nicht gedopt, ich bin nur verpeilt"In dem Gespräch in einem Café auf der Leipziger Straße stellt Collin, der gerade seine Freundin in Halle besucht, klar: „Ich bin auch für den Kampf gegen Doping. Aber ich finde es viel zu hart, wie die Nada vorgeht." Wegen eines administrativen Fehlers ein bis maximal zwei Jahre Berufsverbot zu verhängen, sei nicht verhältnismäßig. „Ich habe schließlich nicht gedopt, ich bin nur verpeilt", beteuert er. Er beschwert sich über das Leben unter ständiger Kontrolle - nicht nur er.
Während sich seine Kollegen bei der WM in Polen zur sensationellen Bronzemedaille schmetterten, verzog sich Collin nach Rostock zu seinen Eltern, haderte mit seinem Schicksal, seiner Schlampigkeit, der rigorosen Bestrafung, seiner Zukunft. Ein Jahr ohne Einkommen ist für einen Profi-Volleyballer ein Desaster. Doch Collin geht es nicht zuerst ums Geld. „Nicht spielen und trainieren zu dürfen, ist das Schlimmste", sagt er. Inzwischen hat er sich aufgerafft: „Wenn ich jetzt den Kopf in den Sand stecke, hätte ich auch nicht anzufangen brauchen."
Eine atemberaubende KarriereDer in Neubrandenburg geborene Schnellangreifer hatte in drei Jahren eine atemberaubende Karriere hingelegt. Bis 2011 hatte er sein Talent in der zweiten Mannschaft von Chemie Volley Mitteldeutschland verschleudert, zockte lieber nächtelang am Computer. Ex-CVM-Trainer Sven Dörendahl nahm ihn trotzdem mit zum VC Dresden. Collin wurde Nationalspieler und wechselte zum französischen Spitzenklub Tours VB, wo er im Frühjahr das Double feierte. Nun ging es noch schneller bergab.
Sperre ist kein RückschlagUnterkriegen lassen will sich Collin nicht. „Ich bin immer noch ein kleiner Chaot, aber ich habe mich entwickelt und versuche, die Sperre nicht als Rückschlag zu sehen", sagt er. Weil er aber nicht einmal bei einem Team oberhalb der dritten Liga mittrainieren darf, hält er sich bei Drittligist SV Warnemünde fit. Um nicht ganz einzurosten und Geld zu verdienen, will er sich im Libanon verdingen, der kein Mitglied des Weltverbandes ist. Ab 20. August 2015 darf er dann weiter an seinem Traum arbeiten: Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. „Ich muss da hin", sagt Philipp Collin, „meine Eltern haben schon Flugtickets gebucht." (mz)