Als „Flix", der bürgerlich Felix Görmann heißt, noch an der Kunsthochschule in Saarbrücken Kommunikationsdesign studierte, dauerte es eine Weile, bis sein Professor von der Kunst des Comiczeichnens überzeugt hatte. Flix aber wollte nicht bloß Batman nachzeichnen, sondern etwas Eigenes schaffen. Schließlich wurde aus der Diplomarbeit doch noch ein Comic mit dem Titel "Held."
„Das konnte ich dann zum Glück bei ihm umsetzen, wo ich meinen ersten Lang-Comic gezeichnet habe. Die 90 Seiten hab ich dann in 90 Tagen gezeichnet" sagt der Comiczeichner, der inzwischen in Berlin lebt. „Held" erschien 2003 bei Carlsen Comics und wurde mit dem renommierten Max-und-Moritz-Preis ausgezeichnet. Während in „Held" noch sehr viel Autobiografisches steckt, ist das bei den Nachfolgecomics weniger der Fall. Im neuen Band „Schöne Töchter" ist sogar nur eine Geschichte wirklich passiert, alles andere sei frei erfunden. Es sei eine Herausforderung, Sachen so zu erzählen, als ob sie wahr wären, betont Flix. „Ich will mich als Autor weiterentwickeln. Ich will nicht nur meine persönliche Lebensgeschichte ausbreiten, sondern je mehr ich glaubwürdig erzählen kann, desto besser für Alle."
Denn somit bekommen die Leser eine große Bandbreite. Beispielsweise zahlreiche Cartoonreihen und Comicstrips für große Zeitungen wie der FAZ, Spiegel Online oder dem Tagesspiegel. Auch an große Dramen wagt der Münsteraner sich zeichnerisch. Seine Neuinterpretationen von Goethes „Faust" oder „Don Quijote" werden sogar im Deutschunterricht besprochen. Aber die Veröffentlichung von „Schöne Töchter" ist nicht neu. Denn als Comicreihe erscheint sie seit fünf Jahren im Berliner Tagesspiegel:
„Ich hab das Glück einen der wenigen Zeitungsplätze in Deutschlands für Comics ergattert zu haben. Und den jetzt seit ingesamt neun Jahren bespielen zu dürfen."
Vor „Schöne Töchter" nämlich zeichnete Flix die Reihe: „Da war mal was: Erinnerungen rund um die Berliner Mauer." Allerdings ist das große Format von 30x30cm auch für Flix ungewöhnlich, erlaubt ihm jedoch gestalterische Freiheit: „Das heißt, ich kann mal von oben links, nach unten rechts erzählen, oder ich kann auch Kurven nehmen, oder ich kann Geschichten erzählen, die sich im Kreis drehen. Oder sich zwei überkreuzende Handlungsstränge."
Das Format gäbe auch andere Pointen her. Doch Pointen müssen nicht unbedingt lustig sein. Ihm geht es um den Twist, um das Unerwartete. Und das kann auch in eine andere Richtung gehen: "Dass auf einmal eine Situation, die erst heiter beginnt, ins Tragische kippt. Und man dann auf einmal „Oh Gott, nein, nein, das kann doch nicht wahr sein" sagt. Im Grunde ist es auch das Prinzip, womit auch Fernsehserien ganz häufig arbeiten."
Und das versuche er eben im kleinen Format umzusetzen. Die größte Leserschaft von „Schöne Töchter" seien Frauen, so Flix. Denn um die geht es hauptsächlich, und die werden aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Aber man/frau soll schmunzeln, lachen oder auch ein Tränchen verdrücken. Mitgefühl und ein Identifikationspotential in seinen Comics werden großgeschrieben. Aber eines spielt in Flix Comics eine besonders große Rolle. Das Träumen.
„Spannend ist an Träumen das Fremdbild und das Selbstbild. Das Selbstbild ist ganz häufig anders als das, was andere sehen. Und das ist etwas, was der Comic sehr gut kann. Man kann eine Situation aufbauen und der Leser weiß erstmal nicht, ob die wahr ist oder nicht, und dann kann ich das wunderbar brechen." Aber so wie sich seine Protagonisten weiter entwickeln, so entwickelt auch Flix sich weiter.
Im aktuellen Projekt als Comicautor beispielsweise oder mit Lesungen, bei denen er selbst aus seinen Comics vorliest.