Zwischen dem ehemaligen Industriehafen und dem alten Bahnhofsviertel scharen sich die Touristen mit Reiseführern und Kameras. Hier beginnt ein neues Marseille. Die Stadt wurde für den Tourismus flächendeckend herausgeputzt und für mehrere hundert Millionen Euro umgekrempelt. Im Kulturhauptstadtjahr 2013 inszeniert sich das mediterrane Marseille als Kulturgröße Europas, außerhalb dieser Kulturmeile ist trotz Sanierung davon aber nur wenig zu sehen. Wer sich die Mieten nicht mehr leisten kann muss zwangsläufig in unschöne Gegenden, wie das berüchtigte Nordviertel ziehen. Im dem nah am Zentrum gelegenen Viertel Noailles sieht man das andere Marseille. Geschäftiges Treiben, verschiedene Düfte und Gerüche, aber auch Dreck, Schmutz und Armut. Die Vorfahren der Viertelbewohner stammen hier aus Algerien, Tunesien, Marokko, den Komoren, Niger oder Armenien. Armut ist in Marseille weit verbreitet, geschätzte 20 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze, die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 60 Prozent. (Toumaj Khakpour, 17.10.2013, daStandard.at)
Toumaj F
Journalist, Autor, Wien
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