Extrem knapper Wohnraum und winzige Bauflächen zwingen die Bürger von Tokio dazu, sich immer etwas Neues einfallen zu lassen. Auf Grundstücken, die im Extremfall sogar nur so breit wie ein Strandhandtuch sind, stellen die Japaner immer neue Rekorde im Platzsparen auf.

Jetzt haben ein junges Ehepaar und ihr Architekt die Latte erneut etwas höher gelegt - im fast wörtlichen Sinn. Die Grundfläche ihres Wohnhauses gehört zwar nicht einmal zu den besonders kleinen: Ganze 70 Quadratmeter Fläche standen den Planern zur Verfügung. Trotzdem wollten die Bewohner jeden Zentimeter nutzen.

Deshalb verzichteten sie komplett auf Wände und Treppen und bauten Innenräume, die so aussehen wie ein in sich verschachteltes, aber gut organisiertes Regal. Um von Etage zu Etage zu gelangen, muss das Ehepaar Terado flink wie Ninjas entlang schmaler Pfade balancieren und Leitern nutzen. "Ich glaube, wir sind dadurch fitter geworden", sagte die Bewohnerin Hanae Terado in einem Fernseh-Interview.

Das in Holzbauweise errichtete schmale Haus bietet verschiedene offene Ebenen, die je nach Möblierung als Verkehrs- oder Wohnflächen dienen, ganz ohne Innenwände und nur mit den wichtigsten Tragekonstruktionen. An manchen Stellen haben die Ebenen nur geringe Höhenunterschiede, sodass sich der Boden des einen Zimmers aus einem anderen Zimmer heraus als Tisch nutzen lässt. "Es ist ein Haus, in dem man seinen Gedanken und Inspirationen freien Lauf lassen kann", so Hanae Terado.

Getragen werden die halben und ganzen Stockwerke dabei von einem zentralen Säulenkreuz, das Dreh- und Angelpunkt der Innenkonstruktion ist. Die einzige Treppe im Haus befindet sich im Eingangsbereich und ist eigentlich ein stabiles Regal.

Gefallen seien sie und ihr Mann aber noch nicht, sagt Hanae. Fragt sich nur, wie das wird, wenn sie mal Nachwuchs bekommen.