Zuerst einmal: Die Senkung der Umsatzprognose bei Apple ist keine Überraschung, in den letzten Monaten war immer wieder die Rede von sinkenden iPhone-Verkäufen. Allerdings hat man sich für das Weihnachtsgeschäft einen merklichen Anstieg erhofft. Der blieb aus, wie jetzt bei der Vorstellung der aktuellen Zahlen bekannt wurde. Tim Cook musste das Quartalsergebnis um ganze 9 Milliarden US-Dollar korrigieren, nach unten. Ein Schock für Apple und die Investoren. Die Umsatzprognose für die letzten drei Monate fällt mit 84 statt bis zu 93 Milliarden US-Dollar deutlich niedriger aus als bisher erwartet. Der Grund findet sich in Rückgängen beim iPhone-Kauf. Immerhin machen die Smartphones 60 Prozent des Umsatzes bei Apple aus. Ein Schnupfen in diesem Segment, kann schnell zur Erkältung für den gesamten Konzern werden.
Neue Batterie statt neues iPhoneWas aber steckt genau hinter der Korrektur? Ein wichtiger Faktor: Viele Apple-Fans weltweit haben sich im letzten Jahr einfach kein Upgrade auf die neuesten Modelle gegönnt. Den Grund dafür sieht Tim Cook in dem günstigen Batterietausch, den Apple im letzten Jahr angeboten hat. In einem offenen Brief an die Investoren führte der CEO das genauer aus. Das Unternehmen hatte 2018 zugegeben, ältere iPhone-Modelle mit schlechterer Batterieleistung bewusst gedrosselt zu haben, um ein spontanes Abschalten zu verhindern. Im Zuge einer Transparenzinitiative bot Apple Kunden an, alte Batterien für 29 statt 89 Euro auszutauschen - ein Deal, den viele in Anspruch nahmen, statt sich für ein neueres Modell zu entscheiden. Auch abseits vom Apple-Angebot lohnt sich nach Garantieablauf der Akkutausch. Für ältere Modelle ist diese Kur wie ein neues Leben. Das wissen inzwischen auch die Apple-User.
Hohe Preise und Probleme mit AbsatzmärktenWas Tim Cook nicht sagt: Apple hat mit den iPhones schon länger kein Alleinstellungsmerkmal. Design und Technik können auch andere Anbieter wie Samsung und Huawei. Auf der anderen Seite stehen dann die relativ hohen für die neuen iPhone-Modelle. Die günstigste Variante des iPhone XS beläuft sich immerhin auf 1.149 Euro. In den letzten Jahren hat Apple die Preisschraube für die iPhones nach oben gedreht. Dem Umsatz hatte das bis zuletzt zwar nicht geschadet. Das könnte sich jetzt aber ändern, wenn Nutzer den Nutzen für einen Neukauf nicht mehr sehen. Ein Smartphone lässt sich nicht jedes Jahr neu erfinden. Auch die Geräte der 7er-Generation von Apple sind heute noch sehr gute Smartphones.
Umsatzeinbruch in ChinaEin weiterer Grund außerhalb Apples Einflusssphäre ist der Absatzeinbruch in China. Apple habe dem Statement zufolge die wirtschaftliche Abschwächung des Marktes im Reich der Mitte unterschätzt, die auf den anhaltenden Handelsstreit zwischen China und den USA zurückzuführen ist. ( Endlich! Dieses Apple-Produkt soll jetzt günstiger werden)
Erfolg bei den WearablesIm vergangenen Jahr hatte das kalifornische Unternehmen einen vierteljährlichen Umsatz von 88,3 Milliarden US-Dollar verzeichnet. Rund ein Fünftel der Verkäufe kamen aus China. Trotz der schlechten Nachrichten zeigt sich Tim Cook aber auch zufrieden. Aktuell seien mehr Apple-Geräte als je zuvor in Verwendung: „Die Anzahl an aktiven Geräten ist in zwölf Monaten um mehr als 100 Millionen Einheiten gestiegen." Dies sei ein Indiz dafür, dass Apple-Kunden weiterhin loyal und zufrieden sind. Auch in anderen Segmenten konnte Apple im Weihnachtsgeschäft zulegen: So ist der Verkauf von Wearables im Jahresvergleich um 50 Prozent gestiegen. Die Apple Watch wie auch die AirPods waren zu Weihnachten als Geschenke gefragter als die Smartphones aus Cupertino.
Die Post-iPhone-ÄraDie aktuelle Entwicklung zeigt, dass Apple sich bewegen muss. Der Technikriese hatte erst im August 2018 einen neuen Rekord aufgestellt. Als erstes Privatunternehmen hatte es die Billionen-Marke an der Börse geknackt. Allerdings nur für kurze Zeit. Und es ist noch etwas anderes geschehen: Microsoft, selbst lange Zeit für tot erklärt, hat inzwischen Apple als das wertvollste Unternehmen der Welt überholt. Der Technikriese mit Sitz in Redmond liegt aktuell bei 754 Milliarden US-Dollar (Stichtag 21.12.), Apple folgt auf Rang 2 mit 715 Mrd Börsenwert. Der Grund: Statt auf das alte Kerngeschäft, das Betriebssystem Windows, konzentrierte sich Microsoft auf das Cloud-Geschäft. Die Neuausrichtung auf den Datenspeicher im Netz hat sich gelohnt, wie sich zeigt. Apple selbst hängt noch zu stark an der Hardware. Das iPhone wird immer der Vorreiter bleiben, der den Handy-Markt revolutioniert hat. Aber es ist nicht die Zukunft von Apple.