GQ: Herr Skarsgård, schön, dass wir uns in Berlin treffen. Verbinden Sie eigentlich etwas Besonderes mit der Stadt?
Alexander Skarsgård: Gestern habe ich mich seit langer Zeit wieder einmal hier umsehen können, zum ersten Mal nach zehn Jahren! Die Stadt ist einfach großartig, gerade für Künstler. Viele verlassen ja sogar New York, um hierher zu kommen. Dort sind die großen Lofts und Ateliers unbezahlbar geworden, sogar in den billigeren Gegenden. Berlin dagegen zieht interessante Leute einfach an. Ich mag es, hier zu sein. Es fühlt sich auch mehr wie Södermalm in Südstockholm an, wo ich aufgewachsen bin.
GQ: Was erinnert Sie hier so an Ihren Heimatort?
A.S.: Dort gibt es genauso wie hier auch diese ganzen kleinen Galerien, Cafés und Restaurants. Alles ist so nah beieinander. Früher wohnten ich und meine Freunde alle nah beieinander. Wenn wir uns treffen wollten, brauchten wir uns nicht verabreden. Wir sind einfach zum großen Platz gelaufen und man wusste, einer wird da sein. Und schon ging es weiter auf ein Bier. Das findet man auch hier denke ich. Deswegen fühlt sich Berlin wie Heimat an. In Los Angeles ist das ganz anders, dort ist alles sehr weitläufig.
GQ: Das klingt nicht gerade, als wäre Ihre jetzige Heimat Los Angeles ein Quell der Inspiration für Sie?
A.S.: Ich will LA nicht runtermachen. Ich wohne dort und liebe es. Eine großartige Stadt mit einer ebensolchen Kunstszene. Dazu die Lage am Meer. Aber es gibt etwas, das ich dort wirklich vermisse. Einfach die Straße entlang zu laufen und unterschiedliche Menschen zu sehen. Das ist eine wichtige Inspirationsquelle für mich. Aber in L.A. ist alles so isoliert voneinander. Dort wohne ich in meinem vier Wänden, setze mich in mein Auto, fahre von A nach B, treffe die Leute, die ich dort treffen soll. Dabei vermisse ich genau diese zufälligen ungezwungenen Begegnungen im richtigen Leben. Das ist die pure Inspiration.
GQ: Eben am Flughafen habe ich drei Schweden getroffen und gefragt, was ihnen als erstes einfällt, wenn sie den Namen Alexander Skarsgård hören. Interessanterweise nannten Sie ihren Vater, den Schauspieler Stellan Skarsgård.
Wirklich schön. Mein Vater ist großartig. Er hat mich immer unterstützt. Er meinte einmal zu mir: Ich liebe meine Arbeit. Für mich ist das der beste Job auf der Welt. Aber das ist auch ein verdammt harter Beruf. Du wirst um die ganze Welt reisen. Wenn du überhaupt das Glück hast, ein Engagement zu finden. Höchstwahrscheinlich wirst du nicht einmal in der Lage sein, von der Schauspielerei zu leben. Also, tue das nur, wenn du es auch wirklich fühlst. Du musst es lieben. Als Teenager fühlte ich genau das nicht mehr. Ich war ein Kinderdarsteller, habe aufgehört zu schauspielern. Mein Vater ermutigte mich damals etwas anderes zu tun. Als ich wieder anfangen wollte, war er der erste der sagte: Verdammt nochmal, mach es. Aber hör auf dein Herz!
GQ: Herr Skarsgård, bevor Sie sich wieder voll der Schauspielerei widmeten, wollten Sie eigentlich Architektur studieren. Ist von dieser Leidenschaft noch etwas geblieben?
A.S.: Architektur interessiert mich noch immer. Das ist jetzt vielleicht eine typische Antwort, weil ich aus Schweden komme. Aber mir gefällt natürlich der minimalistische Stil aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Etwas, das auch in L.A. und Süd-Kalifornien ganz groß ist mit all den Case-Study -Häusern. Richard Neutra etwa oder Rudolph Schindler sind immer noch ganz große Namen für mich.
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