Fußball Schiedsrichter Martin Kadzioch ## gelbe Karte rote Karte Symbol ## ## gelb-rote Karte Ampelkarte ##Foto: Thomas Emons
Im Profifußball ist es längst Gang und Gäbe: Wer die Ampelkarte sieht, muss vom Platz und sieht auch in der Folgewoche von der Tribüne aus zu. Eine Regel, die ab 2013/2014 in den Amateurligen von der Ober- bis zur Kreisliga C im Frauenfußball gilt. „Damit wollen wir die Zahl der gelb-roten Karten minimieren", sagt Reinhold Spohn, Vorsitzender des Fußball-Ausschusses des FLVW.
Zur Zeit schmerzt Gelb-Rot nicht allzu sehr: Der gelbverwarnte Innenverteidiger kann in der 89. Minute den vielleicht spielentscheidenden Konter mit einem taktischen Foul unterbinden, die letzten Sekunden bis zum Abpfiff spielt ein geschicktes Team auch mit zehn Mann zu Ende. Die Gelb-Roten, die ein Spieler wegen Meckerns bekommt, können weniger werden, glauben auch die Trainer.
Gelb-Rot gibt es im letzten DrittelFrank Kaczmarczik (SV Horst-Emscher 08), Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses, weiß, dass fast alle zweiten gelben Karten erst im letzten Drittel des Spiels verteilt werden, dann wenn ein Spieler „gefahrlos" einen Platzverweis kassieren kann. „Ich hoffe, dass es nach der Regeländerung bei dem ein oder anderen Spieler 'klick' macht", sagt Kaczmarczik. Auch weil der Trainer eine Sperre anders ahnden wird als den reinen Platzverweis. „Der läuft drei Runden extra", sagt der Schiedsrichter-Chef.
Große Probleme für seine Schiedsrichter erwartet er bei der Umsetzung nicht, sie werden die Spiele nicht anders leiten als derzeit - „wobei es natürlich auch auf den Charakter des Schiedsrichters ankommt", sagt der Obmann. Einem geübten Schiri falle es leichter, einen Spieler unter die Dusche zu schicken, als einem Neuling.
Gelb ist meist PflichtverwarnungBesonders, weil Gelb oft eine Pflichtverwarnung ist, etwa beim verfrühten Rauslaufen aus der Mauer, dem verfrühten Reinlaufen aufs Feld, Trikot ausziehen, etc. Der Schiedsrichter darf diese Karte nicht aus Rücksicht stecken lassen. Schwieriger sei das „Kann-Gelb" etwa nach einem Foulspiel. Aber die Schiedsrichter sollen sich auf ihr Spiel konzentrieren und nicht die Konsequenzen nach dem Abpfiff im Hinterkopf haben - das gilt für Gelb-Rot genauso wie für Rot. „Wir sind nur die Polizei", sagt Kaczmarczik, seine Männer und Frauen setzen die Regeln durch.
Dass die neue Regel die Zahl der gelben Karten verringert, sei denkbar, aber im hiesigen Fußballkreis Bottrop, Gelsenkirchen, Gladbeck nicht nötig: „Es sind bestimmt über 60 Prozent der Spiele, die ohne Platzverweis beendet werden."
Dennis Wroblewski (SGP) gefällt, dass die Regeln des Profisports konsequent unten eingesetzt werden. Auch kann die neue Regel für einen Lerneffekt der Kicker sorgen: „Wer sich durch Unsportlichkeit oder einem dummen Ding Gelb-Rot fängt, hat sich die Sperre verdient." Ein Problem könnten dünne Kader werden, weil wegen Verletzungen oder privaten Verpflichtungen oft schon Spieler fehlen...
Ein Problem, das auch Trainer-Kollege Marc Schäfer (BV Rentfort) sieht. Darüber erwartet er eine Mehrbelastung für den Schiedsrichter: „Gerade im Amateursport sollten es die Schiedsrichtern so einfach wie möglich haben." Gerade als Einzelkämpfer in den unteren Ligen sei der Schiedsrichter gerne den bösen Kommentaren von Spielern und Zuschauern ausgesetzt. „Vielleicht lässt ein Schiedsrichter deshalb die zweite Gelbe stecken, weil die Sperre größeren Unmut bedeutet." Deshalb ist er derzeit skeptisch, wie sinnvoll die Regel ist.
„Ich verstehe den Sinn dahinter. Der Platzverweis samt einem weiteren Spiel Sperre soll bei Spielern das Bewusstsein dafür schärfen, wie sie sich auf dem Platz verhalten", sagt der Vorsitzende des SV Zweckel, Ulrich Wloch. Er fordert gleichzeitig , dass die Schiedsrichter sensibler für manches werden: In der Westfalenliga gebe es nach großen Gesten und Geschrei Gelb, versteckte Attacken auf die Gesundheit der Spieler blieben folgenlos. „Ein ausreichendes Strafmaß ist gegeben, aber an der Umsetzung mangelt es oft."
Wacker-Trainer Michael Kawohl hofft, dass die aggressiven Attacken abnehmen. „Aber auch der Trainer wird erzieherisch auf seine Spieler einwirken, sich notfalls von Auffälligen trennen", glaubt der Trainer. Gerade Mecker-Gelb dürfe ist nun tabu. „Das macht das Spiel ruhiger und freundlicher", ist er sich sicher. Denn bei normalerweise 13, 14 Mann im Kader sei jeder fitte Spieler wichtig.
„Überzogen" findet Torsten Günzel vom FC Gladbeck die neue Regel. „Die Herren da oben müssen doch nicht alles nach unten bringen, das bringt nur Probleme. Ihm gefällt aber, dass der ein oder andere nun nachdenkt, bevor er „die Schnauze auf dem Feld" aufmacht.
Ganz pragmatisch sieht es der Trainer von Adler Ellinghorst, Peter Zültzke: „Wer wegen einer Dummheit mit Gelb-Rot vom Platz muss, für den wird es teuer." Denn eine Sperre wegen Meckerns ist bei Adler tabu. „Die zweite Gelbe wegen eines taktischen Fouls ist okay." Wenn es 2:1 steht, dann müsse ein Spieler den Angriff des Gegners unterbrechen, auch per Foul. „Verwarnungen wegen Meckerns werden aber weniger - das ist gut für Respekt und Ordnung", sagt er.
Tobias Kestin