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Auf der Spur von Massengräbern

Wuppertal. Gibt es im Burgholz noch mehr Massengräber aus der NS-Zeit? Historiker des Vereins zur Erforschung der sozialen Bewegungen in Wuppertal sagen: „Ja". Sie haben Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Dortmund gestellt. Die lässt das Landeskriminalamt (LKA) ermitteln.

Kurz vor Kriegsende wurden 30 Zwangsarbeiter ermordet

Der Historiker Stephan Stracke vermutet, dass rund um das bekannte Massengrab des Burgholz-Massakers - im Februar 1945 hatte die Wuppertaler Gestapo dort 30 russische Zwangsarbeiter ermordet und verscharrt - weitere Gräber zu finden sind: „An zwei Orten bin ich mir sicher, dass auch dort Gruben als Massengrab ausgehoben worden sind." Die Staatsanwaltschaft soll klären, ob dort wirklich gemordet wurde.

Oberstaatsanwalt Andreas Brendel leitet die NRW-Zentralstelle für die Bearbeitung von nationalsozialistischen Verbrechen. Er hat die Anzeige aus Wuppertal erhalten. „Wir nehmen diese wie jede Anzeige zu NS-Verbrechen sehr ernst", sagt er.

Mit ersten Ergebnissen rechnet er frühestens in zwei bis drei Monaten. „Das ist ein sehr komplexes Thema, wir müssen ermitteln, was dort passiert ist." Deshalb wird demnächst der Historiker Stracke eingeladen, um seine Erkenntnisse zu schildern.

Zeitzeugen unterstreichen Vermutung der Historiker

Allerdings verfolgen Historiker und Oberstaatsanwalt unterschiedliche Ziele. Brendel: „Wie für jeden Staatsanwalt ist es meine Aufgabe, einen Täter zu finden. Bei Historikern steht das Delikt im Mittelpunkt." Wenn herauskommt, dass kein Mitglied der verantwortlichen SS- oder Gestapo-Gruppe mehr lebt, wird die Staatsanwaltschaft in dem neuen Fall aus Wuppertal nicht aktiv.

Stephan Stracke hofft indes, dass es im Rahmen der Ermittlungen kriminaltechnische Untersuchungen geben wird, die noch menschliche Überreste nachweisen könnten.

„Es kann natürlich sein, dass die Gruben nur vorbereitet wurden und es dann zu keinen Morden kam." Sicher ist er jedoch: „Das ist ein gleichförmiger Aushub, das sind keine Bombenkrater. Dort haben Menschen gearbeitet."

Weitere Hinweise fand Stracke, der sich seit elf Jahren mit dem Burgholz-Massaker beschäftigt, in Akten, die er bereits in einem anderen Kontext bearbeitet hatte. In eidesstattliche Aussagen berichten damalige Polizisten über Ausgrabungsarbeiten von zehn Zwangsarbeitern, die zwei bis drei Wochen gedauert hätten.

Stephan Stracke: „Eine sehr lange Zeit, um nur das bekannte zwölf mal zwei mal zwei Meter große Massengrab zu graben."

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