Tobias Hausdorf

freier Journalist & Podcaster, Berlin

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Interview

Enissa Amani: „Ich habe gespürt, das muss ich jetzt anpacken“

Enissa Amani, nach der Debakel-Talkshow „Die letzte Instanz“ des WDR, in der nur weiße Menschen über diskriminierende Begriffe diskutierten, haben Sie kurzerhand „Die beste Instanz“ gestartet. Eine Sendung, in der ausschließlich von Rassismus Betroffene zu Wort kommen. Worum ging es Ihnen dabei?

Die Motivation war nicht nur, Betroffene sprechen zu lassen, sondern auch, eine Runde zu haben, die entertaining ist und bei der jeder merkt: Da steckt geballte Expertise dahinter. Wir können alle etwas daraus mitnehmen, wenn etwa Menschen sprechen, die täglich wissenschaftliche Arbeit zu Rassismus leisten. Und das kam bei den Zuschauern auch so an.

Die Öffentlich-Rechtlichen erscheinen ziemlich behäbig in ihrem Lernprozess. Der WDR gelobte erst Besserung und zeigte dann nur wenig später die Wiederholung einer Karnevalsshow samt Blackfacing. Woran könnte das liegen?

Behäbigkeit ist das Schlüsselwort. Denn es ist nicht unbedingt Unwillen. Ich glaube nicht, dass ein Intendant – egal, von welchem Sender – sagen würde: „Ich will nur mit Weißen arbeiten.“ Guckt man sich aber die Chefetagen, die Entscheidungsträger an, ist das noch längst kein Spiegel der Gesellschaft. Da zeigt sich die Dominanzkultur, wie Max Czollek das so schön ausgedrückt hat. Das Stichwort ist mangelnde Diversität. Ich glaube, die Gesellschaft ist schon an einem ganz anderen Punkt – und wir diskutieren immer noch über Begriffe.


Das gesamte Interview ist im medium magazin 1/2021 erschienen. Foto: Neven Allgeier