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Journalistische Grauzonen | Message-Online

Foto: Correctiv-Chefredakteur Oliver Schröm

Journalist haben eine Meinung, die jedoch nicht immer sichtbar wird. Gerade in Reportagen könnten sie ihre Position noch deutlicher zeigen und vertreten. Doch dann kann es den Anschein machen, als bewegten sie sich in einer Grauzone zwischen journalistischen Grenzen und Aktivismus. Zu diesem komplexen Problem haben sie eine klare Haltung. 

Vor kurzem sorgte der Fall eines internationalen Rechercheprojekts für Aufsehen in Journalistenkreisen. Ein unabhängiges Journalistenkollektiv, bestehend aus acht europäischen Journalisten und Journalistinnen, konnte aufdecken, wie die EU mit ihrer Agrarpolitik Umweltsünder unter den Mitgliedstaaten subventioniert und fördert.

Daran beteiligt: Greenpeace. Die Nichtregierungsorganisation koordinierte das Projekt nicht nur, sondern finanzierte auch die Arbeit der Journalisten. Die Beteiligung von Greenpeace - vor allem die finanzieller Natur - ließ eine Debatte über die Arbeit von Journalisten und ihre Zusammenarbeit mit NGOs entstehen.


Der Vorwurf: Das Kollektiv sei durch die Zusammenarbeit nicht mehr unvoreingenommen und hätte durch die NGO redaktionell beeinflusst werden können. Die Journalisten würden sich in einem Graubereich zwischen Journalismus und Aktivismus befinden und Transparenz im Umgang mit der NGO und den finanziellen Aspekten vermissen lassen.


Strikte Regeln

Der französische Journalist Mark Lee Hunter hat an dem Rechercheprojekt mitgewirkt. Er sagt, er könne die ethischen Bedenken verstehen, die Zusammenarbeit mit Greenpeace sei jedoch nach strikten Regeln abgelaufen - journalistisch und ethisch. Anforderungen an die Kooperation mit der NGO im Vorfeld seien „nicht anders gewesen als die an andere Medien auch" und dazu zählten laut Hunter „Transparenz, Informationen, redaktionelle Unabhängigkeit und eben finanzielle Ressourcen".


Der freie Journalist sieht in der gemeinschaftlichen Arbeit zwischen Journalisten und NGOs kein Problem. Dass er dabei von der NGO für seine Arbeit bezahlt wurde, sei „völlig normal", sagt Hunter. „So wie Journalisten und Journalistinnen, die bei einem Medienhaus angestellt sind, für ihre Arbeit entlohnt werden, so wurde ich auch für meine entlohnt."


„Nicht gekauft"

Wichtig sei ihm jedoch, dass er von Greenpeace „nicht gekauft" worden sei. Vielmehr war es Hunter selbst, der mit der Rechercheidee auf die NGO zuging und eine Zusammenarbeit vorschlug. Auch sehe er sich entgegen mancher Vorwürfe nicht als Aktivist, sondern als ein „Reformer, der die Öffentlichkeit informieren und etwas verändern" wolle.

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