Von Tilo Frank, ARD-Studio Kairo
In Reih und Glied zollen Mitglieder aus Militär und Politik dem ehemaligen Luftwaffengeneral und Präsidenten Hosni Mubarak ihren Respekt. Der Trauermarsch wird landesweit live im ägyptischen Fernsehen übertragen.
Eine traditionelle Kanonensalve mit 21 Schüssen zu Ehren des Verstorbenen ist zu hören. Mubaraks Sarg ist aufgebahrt auf einer schwarzen Kutsche. Dahinter steht ein junger Soldat. In einem kleinen Schaukasten trägt er die Orden des Toten. Das Fernsehen zeigt Bilder aus Mubaraks Leben: Seine Stationen und Errungenschaften, unterlegt mit dramatischer Musik.
"Im Dorf Kafr El Meselha im Delta des Nil wurde Mohamed Hosni Mubarak am 4. Mai 1928 geboren. Damals konnte er noch nicht ahnen, dass er einmal der Präsident eines so großen Landes wie Ägypten sein würde..."
Schwarz-weiß Aufnahmen des jungen Mubarak. Als General der Luftwaffe erntete er im Jom-Kippur-Krieg 1973 nationale Anerkennung. Staatstreue Medien, auch zu Lebzeiten Mubaraks, wurden nie müde, dies zu betonen. In einem der vielen Fernsehinterviews an diesem Tag unterstreicht ein ägyptischer General die Größe Mubaraks:
"Ägypten vergisst die Taten seiner Söhne nie. Ägypten kann sich an die kleinen und an die großen Ereignisse erinnern. Mubarak war ein sehr fähiger Mann, der das Land sehr gut geführt hat."
Kritisches wird ausgeblendetEs ist nicht die letzte Lobeshymne, die an diesem Tag auf den einstigen Präsidenten gesungen wird. Genau auf den Präsidenten, der 2011, als tausende Menschen gegen ihn und seinen Polizeistaat demonstriert haben, einen Schießbefehl gegeben haben soll. Das berichtete vor ein paar Jahren zumindest eine vom Militär eingesetzte Kommission. Bis 2017 musste er sich deshalb noch vor Gericht für den Tod von rund 800 Menschen verantworten.
Am Ende sprach man ihn frei. Ein Gericht entschied, dass man ihn für die Gräueltaten nicht verantwortlichen machen könne. Die ägyptischen Medien scheinen am Tag der Trauerfeier alles daran zu legen, den Arabischen Frühling und die Rolle des alten Regimes auszublenden, so gut es geht.
Dafür gibt es umso mehr staatstragende Emotionen. In einem Fernsehinterview weint eine Frau. Mit einem übergroßen Portrait von Mubarak in den Händen wartet sie auf seinen Sarg:
"Er ist wie ein Vater für uns. Weißt du, wer heute gestorben ist? Mein Vater ist heute gestorben. Ich schwöre bei Gott, mein Vater ist heute gestorben. Seit gestern 12 Uhr bis jetzt habe ich nicht geschlafen. Möge Gott sich deiner erbarmen, Herr Präsident!"
Dann fällt der Reporter der Frau ins Wort. Ihre Emotionen scheinen selbst ihm zu viel zu werden.
Mit Pauken und Trompeten hat Ägypten Abschied von seinem ehemaligen Präsidenten genommen. Es scheint fast so, als habe es den Arabischen Frühling nie gegeben.
Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 26. Februar 2020 um 18:00 Uhr.
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