Bei der Frage, was eigentlich Kunst ist, kommt man immer wieder auf den Aspekt des Ausbruchs aus dem Alltag zurück. Das kann bedeuten, Grenzen des Machbaren zu verschieben und eine Eigenlogik zu entwickeln, die außerhalb der sozialen Normen besteht. So brechen Zugezogen Maskulin und Amnesia Scanner mit der Popkultur, indem sie überzeichnen und Abgründe offenbaren, sie veschalten Gewohntes mit Absurdem. Andererseits kann ein Ausbruch aus dem Alltag durch eine Verlangsamung erfolgen. Wenn die Welt immer hektischer wird, ist es ein Mechanismus der Kunst, sich auf Detailfragen zu konzentrieren. So fasziniert JulianKnxx das blaue Schimmern Schwarzer Körper im Mondlicht und Duval Timothy nimmt sich Ruhe und Zeit, um den Ausflug eines Fischerboots mit Präzision und großem Interesse an Farben durchzukomponieren. Wo andere Vergangenheit und Gegenwart sezieren, baut sich Calman eine Utopie der zwischenmenschlichen Verantwortung in Anspielung an Kanye West und Rone produziert mit dem Tanzkollektiv (LA)HORDE ein postmodernes Manifest der Performancekunst. Spannend: In beiden Fällen spielen Internet und Digitalisierung eine große Rolle. Charlie Bendisch und Till Wilhelm über die besten Musikvideos aus dem Juli.
Till Wilhelm
Journalist & Fotograf, Berlin
Kolumne
Visualizing Music - die besten Musikvideos des Monats: Juli 2020
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