Till Meyer

Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft Berlin-Brandenburg, Potsdam

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Kolumne

Ein bisschen wie die Dortmunder

Oder was sind eigentlich Cluster-Projekte? Die Clusterpolitik ist 65 Prozent der Unternehmen in Berlin und Brandenburg nicht bekannt, ergibt eine IHK-Befragung im Rahmen des Frühjahrskonjunkturreports, der im Februar 2014 in Berlin vorgestellt wurde. „Was tun?“ (russ. Что делать?) frug schon Wladimir Iljitsch anno 1902.

Giveaways und Promotion-Artikel verteilen?

Großflächen buchen? Tacheles reden?

Einen weiteren Arbeitskreis gründen und dort Pappkärtchen an Korkwände pinnen?

Wenn die Cluster nicht zünden, dann heißt das in erster Linie, dass sie noch nicht zünden. Denn eine staatliche Initiative wie BioTOP, Berlin-Brandenburgs regionales Netzwerk für Biotechnologie, mittlerweile aufgegangen im Cluster Gesundheitswirtschaft, ist eine Erfolgsgeschichte. Sie brauchte lediglich ein paar Jahre. Mit dem entsprechenden Vorlauf wurde BioTOP bereits 1998 gegründet. Die Vorstellung nämlich, dass neue Clustermanagements als kleinste und jüngste Units im Getümmel der Netzwerke und Institutionen, Kammern und Verbände, auffallen bzw. die anderen sogar dirigieren können, ist pure Suggestion. Dicke Gesten helfen jetzt so viel wie große Grimassen, Aggressivität oder dieser arrogante Zeitvertreib namens „Auf-die-Cluster-schimpfen“. Was auch nicht hilft: Teure Studien, umständliche Reportings, Evaluierungen und Monitorings. Bei all dem Papier, das bedruckt wird, denke ich daran, dass es kein Tier gibt, für das man soviel tut, wie für die Katz. 

Harte Arbeit

Was hilft ist kontinuierliche, regelmäßig aktualisierte und kommunizierte Arbeit in den Strukturen (außerhalb des eigenen Ladens). Bevor konkrete Transferprojekte von einem Unternehmer, einem Wissenschaftler und möglicherweise einem Dritten (mit oder ohne Förderinstrumente) ein Thema bewegen und (!) dabei das Clustermanagement mit am Tisch sitzt, müssen Unternehmer, Wissenschaftler und Intermediäre von der Existenz eben dieses Clustermanagements wissen. Sie müssen vor allen Dingen wissen, welchen Nutzen sie konkret von der Einbeziehung des Clustermanagements haben. „Reich sind wir“, sage ich in diesem Fall, „reich an Ideen und potentiellen Partnern, Netzwerk-Wissen und Organisationstalent.“

Dieses Wissen wird in Projekten konkret, die immer etwas von einer Veranstaltung haben. Dabei geht es darum, Menschen zusammen zu bringen. Mit Projekten wie „Brandenburg 4.0“ oder der WILDEN MISCHUNG, mit innovativen runden Tischen und internationalen Cluster-Projekten gewinnt man erste Partner. Es entsteht das Fundament, auf dem alles andere aufbaut. Ohne Fundament keine Sichtbarkeit, ohne Sichtbarkeit keine Einbeziehung, ohne Einbeziehung keine Weiterentwicklung von Partnerschaften – hin zur Kooperation. Kommunikation ist bereits Transfer, auch wenn man es sich von Anfang an konkreter wünscht. Was aber die Beteiligten merken: Wo das Clustermanagement ist, rumpelt es. Das macht die Sache interessant. Das führt im Idealfall in eine eruptive Phase, in der alles möglich wird. Sogar Veränderung. Zum Besseren hin. Nach vorn.  

Innovate… doesn’t mean to wait

Innovation stellt vorhandene Gegebenheiten in Frage. Innovation setzt die Bereitschaft voraus, Dinge zu ändern. Wollen wir das? Ja! Und dann geht es ab in Richtung Bayern München oder Borussia Dortmund.

Der Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft ist ein bisschen wie die Dortmunder, die viele Talente haben, nicht aber die Fähigkeit zum kühl kalkulierten Ergebnisfußball. Unser Markenkern: Wilde Schönheit. Aufregend. Abenteuerlich. Mitreißend. Aber auch (noch) unvollkommen und wenig rationell. Letzteres wollen und werden wir ändern.

Leseempfehlung:

Ein paar Punkte zur Zukunft des Clusterings