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Karneval: Kostüm löst Rassismus-Vorwürfe aus

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Real und Deiters verkauften das Faschingskostüm „Afrikanische Dame". Rassistisch, konstatierte die Plattform „Wir-gegen-Rassismus".


Berlin. Ein hautenges Kleid im Leoparden-Print, schwarze Kringellocken und Netzstrumpfhose: Ein Karnevalskostüm in diesem Look hat im Netz für Aufregung gesorgt.

Das lag nicht nur an dem Kostüm selbst, sondern auch an der Beschreibung. „Wild, sexy und unzähmbar" lautete die Beschreibung zu dem Outfit im Onlineshop des Kostümhändlers Deiters. Die Plattform „Was-ist-Rassismus" wirft dem Shop vor, damit rassistische Werbung zu betreiben.


Der Händler hat nach den Vorwürfen das Kostüm mittlerweile aus dem Sortiment genommen. Eine Reaktion auf einen Brief, den die Plattform an den Händler richtete. Darin erklären die Betreiber von „Was-ist-Rassismus", was die Kostümbeschreibung so problematisch macht.


Werbetext erfüllt alle Kriterien des Rassismus

Der Werbetext erfülle „jegliche Kriterien des Rassismus und knüpft an kolonial-rassistische Praktiken" an, heißt es in dem Schreiben, das ebenfalls auf Twitter veröffentlicht wurde. Die Beschreibungen des Kostüms, das im Shop als „Afrikanische Dame" bezeichnet wurde, vermittelten ein entmenschlichendes und übersexualisiertes Bild.


Es sei ein Bild, das seine Wurzeln im Kolonialismus habe und dazu gedient hätte, Sklaven vom afrikanischen Kontinent abzuwerten, so die Verfasser des Briefes. Zwei Tage später reagierte der Händler Deiters auf das Schreiben und positionierte sich: Solche Beschreibungen seien tatsächlich fehl am Platz. „Was-ist-Rassismus" postete die Stellungnahme auf Twitter.


Deiters war nicht der einzige Händler, bei dem es das besagte Kostüm zu kaufen gab. Auch der Onlineshop der Supermarktkette Real hatte es verkauft. Wie die Plattform „Was-ist-Rassismus" in einem Tweet schrieb, nahm auch Real die Verkleidung am Freitag aus dem Angebot.


„Dieser Text steht im Gegensatz zu unseren Unternehmenswerten. Rassismus akzeptieren wir nicht", begründete Pressereferent Frank Grüneisen die Entscheidung. Auch diese Stellungnahme ist auf Twitter zu finden.


Ethnische Kostüme können Rassismus-Betroffene verletzen

Die Plattform „Was-ist-Rassismus" hatte die Reaktionen der beiden Unternehmen begrüßt, verweist in seinem Twitter-Account jedoch grundsätzlich auf die Problematik von „ethnischen Kostümen". Dazu gehören beispielsweise Verkleidungen, die ethnische Gruppen wie indigene Völker („Indianer") darstellen sollen.


Das Portal „Bento" verweist auf ähnlich problematische Kostüme wie „Gipsy" oder „asiatische Schönheit." Die „Afrikanische Dame" sei damit kein Einzelfall.


Verkleidungen, die an Stereotypen anlehnen, sind für die Betreiber von „Was-ist-Rassismus" vor allem deshalb kritisch, weil sie jene verletzen können, die von Alltagsrassismus und Diskriminierung betroffen sind.

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