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Alles wegen Miami

Von Oliver Schröm und Thomas Schuler


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Die Dollars sind echt. Der Whisky auch. Und "Big D", ein schwarzer Hüne aus , ist zweifelsohne ein professioneller Zocker. Pokerrunde in einer Münchner Dachwohnung. Es geht hier nicht um Geld. Geld spielt keine Rolle. Denn Walter lernt Englisch.


Walter Djurkovich, 49 Jahre alt, laut Visitenkarte "Kaufmann" mit Adressen in Starnberg und Kitzbühel, mit vier Telephon- und zwei Faxnummern, eröffnet in einen Club nach dem anderen, um sie anschließend zu verpachten oder zu verkaufen.


Discos, Jazzclubs etwa? Nö, eigentlich mehr Massage, sagt Walter. Die Clubs tragen Namen wie "Crazy Sexy" oder "1001 Nacht".


Walter will jetzt nach Amerika. In Florida hat er sich in Nord-Miami auf Williams Island in der 185. Straße ein "Häuschen" gekauft. Edle Gegend, sehr teuer. "Die, die dort wohnen", sagt Walter, "sind natürlich alles Banditen." Dort fühlt sich Walter wohl. Walter hat nur ein Problem. Er kann kein Englisch.


"Cut!" sagt Big D, der schwarze Hüne, und knallt den Stapel mit 52 Karten auf den Tisch. "To cut - abheben...", flüstert Robert seinem Schüler Walter ins Ohr. "I know, I know, to cut - abheben", sagt Walter und greift nach den Karten.


Robert heißt mit Nachnamen Eichhorn und ist 35 Jahre alt. Seit acht Jahren betreibt er eine Sprachschule in . Rund 150 Sprachen hat er im Angebot - von Aramäisch bis Filipino, von Hausa bis Samoanisch. Auch nicht unerwähnt läßt Herr Eichhorn, daß schon so wichtige Personen wie Petra Schürmann und Prinz Leopold von Bayern bei ihm Vokabeln paukten. Und natürlich Walter.

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