Thomas Klotz

freier Journalist, Miesbach

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Artikel

Pflichttermin auf dem Lande


Sozialdemokraten im Wahlkampf: Christian Ude besucht Uwe Schupp

Schliersee – Beide wollen in ein schwarzes Nest. Beide sind rot. Beide werden hart kämpfen müssen, um die angestrebten politischen Positionen beziehen zu können. Kürzlich trafen sich der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude, der 2013 zum bayerischen Ministerpräsidenten gewählt werden will, und Uwe Schupp, der am 23. September ins Schlierseer Rathaus als Bürgermeister einziehen will.

Es ist ein sonniger, warmer Tag Ende August. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude und seine Gattin Edith von Welser-Ude, der SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel und der Bürgermeisterkandidat der Schlierseer Sozialdemokraten, Uwe Schupp, steigen in Fischhausen-Neuhaus aus der Bayerischen Oberlandbahn. Ein ganzer Pulk Journalisten folgt ihnen. Für die Kameras wird gelächelt, Hände werden geschüttelt, die Gmunder Blasmusik spielt auf. Es ist Wahlkampfzeit in Bayern.

„Wir erhoffen uns Popularität“, sagt Schupp. Außerdem könne er von Udes langjähriger Erfahrung als Münchens Oberbürgermeister lernen.

Klar könne er sich Schupp als Rathauschef vorstellen, sagt Bundestagsabgeordneter Barthel: „Ich glaube, alles ist möglich. Ich halte viel von Schupp.“ Mit ihm sei ein Neuanfang möglich, weil er „in den vergangenen Grabenkämpfen noch nicht beteiligt war“. Schupp ist ein recht unbeschriebenes Blatt was die Lokalpolitik anbelangt. Nichts desto trotz hält ihn auch Walter Sedlmayer, Wahlkreisvorsitzender der SPD, für den richtigen Kandidaten. „Franz Schnitzenbaumer macht Kuschelpolitik – ohne öffentliche Diskussion, die notwendig und angesagt ist“, sagt Sedlmayer. Offenheit und Fantasie sei gefragt. Auf die stießen die Sozialdemokraten bei ihrem Kandidaten für das Ministerpräsidentenamt allerdings kaum, als Schupp die Probleme in Schliersee aufzeigte. Als er die leer stehende Tengelmann-Filiale in Neuhaus zeigte, sagte Ude: „Ich kann im Einzelfall nicht helfen.“ Und auch als Franz Josef Amann die geplanten Baumaßnahmen am Schliersberg erläuterte, schien es dem Münchner Oberbürgermeister zu pressieren, immer wieder blickte er auf die Uhr. Natürlich gab sich Ude verständnisvoll für die Sorgen Amanns: „Das ganze Landschaftsbild wäre zerstört.“ Ihn persönlich träfe das auch, hat er doch in seiner Kindheit und Jugend viele Tage am Schliersberg verbracht. Wenn die jetzigen Pläne umgesetzt würden, „wird das ein Reservoir für Reiche“, so der Oberbürgermeister Münchens. Da könne man nicht einfach zusehen.

Was Ude nun konkret anpacken kann, dazu sagte er nichts. So eifrig sich Schupp und Amann, der ebenfalls Mitglied der SPD ist, auch mühten, ein Versprechen gab Ude nicht ab. „Ich bin ein starker Vertreter von kommunaler Selbstverwaltung“, sagte er vor dem leer stehenden Neuhauser Tengelmann. Somit bleibt die von den Schlierseer Sozialdemokraten erwartete Unterstützung wohl aus. Ude scheint die großen Projekte im Fokus zu haben. Die Landbevölkerung scheint zu Pflichtterminen im Wahlkampf zu verkommen. Doch gerade dort muss Ude gegen ein bestimmtes Feindbild kämpfen, sagt er, während der Bus die Sozialdemokraten und Pressevertreter von Neuhaus nach Schliersee fährt. Schöne Landschaften, blauer Himmel – das rufe immer die Gedanken an die CSU hervor. „Das Klischee sagt: Wenn’s schön ist, dann ist’s die CSU“, behauptet Ude. Die grelle Sonne scheint in diesem Moment direkt auf die Schliersbergalm.   
Von Thomas Klotz
 
erschienen in "Das Gelbe Blatt"