Thomas Hürner

Journalist und Autor, München

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Holt der FC Bayern den Henkelpott?

Heute startet die Gruppenphase der Champions-League. Mit Carlo Ancelotti soll es mit dem sechsten Titel klappen. Zwei Fanklub-Vorsitzende wagen eine Prognose. Von Thomas Hürner

Unterschiedlicher könnten die Fußballtrainer nicht sein. Der eine gestikuliert wild an der Seitenlinie, ist detailversessen und verlangt von seinen Spielern ein Höchstmaß an Disziplin. Der andere sitzt meist gelassen auf der Trainerbank, kaut in aller Seelenruhe seinen Kaugummi und vertraut darauf, dass die Spieler schon alles umsetzen werden, was er ihnen im Vorfeld auf den Weg gegeben hat. Carlo Ancelotti ist seit dieser Saison Trainer des FC Bayern München und macht vieles anders als sein Vorgänger Pep Guardiola. Viele Fans sehen darin eine neue Stärke im Kampf um den Champions League-Titel. Zum Auftakt der Königsklasse empfangen die Münchner heute Abend den russischen Vizemeister FK Rostov (Anpfiff 20.45 Uhr).

Drei Mal scheiterte Guardiola im Halbfinale, mit Ancelotti glauben die Bayern-Anhänger wieder ans Endspiel. So auch Thomas Weinmüller, Vorsitzender des Bayern-Fanklubs „De Road'n" aus Sielenbach: „In KO-Spielen sehe ich den Italiener stärker, weil er taktisch flexibler spielen lässt." Generell genieße der neue Trainer vollstes Vertrauen innerhalb der Anhängerschaft. Ancelotti war vom ersten Tage an Sympathieträger. Besonders überzeuge der 57-Jährige durch seine lockere Art, egal ob auf oder neben dem Platz. „Die Spieler spüren, dass sie nun mehr Freiheiten haben", erzählt Weinmüller und fügt hinzu: „Sie glauben an sich und ihre Fähigkeiten, das merken auch wir Fans." Daraus sei bereits ein gewisses Urvertrauen erwachsen. Wenn es, wie am Wochenende gegen Schalke 04, spielerisch nicht so läuft wie erhofft, dann bleiben Trainer und Anhängerschaft ruhig. „Ancelotti gibt uns das Gefühl, dass das schon alles klappen wird", sagt der 45-Jährige. „Das kann auch in engen Champions League-Partien wichtig werden."

In der Gruppenphase bekamen die Bayern neben Rostov auch Eindhoven und Atlético Madrid zugelost. Mit den Spaniern ist seit letzter Saison noch eine Rechnung offen, die Guardiola-Elf scheiterte im Halbfinale nur knapp. Weinmüller ist aber zuversichtlich, dass sich der FC Bayern als Tabellenerster für die KO-Phase qualifizieren wird. Voraussetzung dafür sei für den Sielenbacher, dass gegen Rostov und Eindhoven die Pflichtsiege auf der Haben-Seite stehen und die Bayern sich in Madrid gut präsentieren. „Der Gruppensieg wäre sehr wichtig", sagt der 45-Jährige in Hinblick auf einen möglichen Achtelfinalgegner. Für das Auswärtsspiel in Eindhoven habe er sich bereits für Karten beworben, um seine Mannschaft bei dieser Mission tatkräftig zu unterstützen.

FC Bayern München ist einer der Topfavoriten

Für Weinmüller gehört der FC Bayern nach wie vor zu den Top-Favoriten auf den Champions League-Sieg. Auf Augenhöhe sieht er lediglich Real Madrid, Juventus Turin und, etwas überraschend, auch Manchester City. „Pep hat dort seine Philosophie bereits etabliert und der Kader gehört mit zum besten in Europa", erklärt der Sielenbacher. Auch mit dem FC Barcelona sei wie immer zu rechnen, allerdings müssten sich die Katalanen nach dürftigem Saisonstart steigern. Ähnlich denkt auch Franz Schwab von den „Bayern Fans Aindling 2000". Neben dem FC Bayern sieht er den FC Barcelona und Real Madrid als die großen Titelaspiranten. „Die haben einfach enorme Qualität im Kader", sagt er. Obwohl das Finale für seinen Klub das Ziel sei, wolle er sich jedoch in dieser Phase der Saison nicht allzu sehr den Kopf zerbrechen. „Wir müssen erst einmal in der Gruppenphase unsere Hausaufgaben machen", bekräftigt Schwab.

Der heutige Gegner aus Russland sei für ihn eine große Unbekannte, einschätzen kann er die Mannschaft nur schwer. Schwab ist sich aber sicher, dass die drei Punkte in der Allianz Arena bleiben: „Wenn die Spieler die Sache konzentriert angehen, dann gewinnen wir zu Hause." Falls dann im Laufe des Wettbewerbs die ganz Großen als Gegner zugelost werden, hat Schwab einen Wunsch: „Hoffentlich kann Ancelotti dann aus den Vollen schöpfen. Die vielen Verletzungen wurden uns im letzten Saisondrittel unter Pep immer zum Verhängnis."

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