Ich faste Plastik. Seit fast drei Wochen kommt mir kein neuer Plastikmüll mehr ins Haus. Für die Küche habe ich relativ schnell Alternativen gefunden: ich kaufe mehr frisch auf dem Markt ein und habe immer eine Tragetasche dabei, um Plastiktüten zu vermeiden. „Plastik ist schön. Plastik ist praktisch. Plastik ist praktisch überall" - diese Weisheit des Dokumentarfilmers Werner Boote trifft vor allem auf das Bad zu. Von Abschminktüchern über das Duschgel bis hin zur Zahnbürste: alles ist hier in Plastik verpackt.
Mein Ziel ist es, bewusster zu leben und nachhaltig einzukaufen - deshalb habe ich meine alten Cremetuben nicht einfach in die Tonne geworfen, nur um danach neue plastikfreie Produkte zu kaufen. Während der ersten Hälfte der Fastenzeit hat mein Shampoo noch ausgereicht, aber langsam geht es zur Neige. Was tun? Ich suche online nach einem Ausweg und stelle fest: ich bin nicht alleine. Das Web wimmelt nur so vor Blogs und Foren, in denen sich alles um ein Leben ohne Plastik dreht. Sogar einige christliche Gemeinden haben das gemeinsame Plastikfasten angekündigt.
Ein Rezept für hausgemachtes Shampoo ist schnell gefunden: Man mische 2 EL Natron in 50 ml lauwarmes Wasser, kein Hexenwerk. Mit einem breiten Grinsen stehe ich unter der Dusche und massiere mir danach als Spülung Apfelessig in die Haare. Obwohl ich positiv überrascht war von meiner Natron-Essig-Haarpracht musste ich dieses Rezept wieder einstampfen: zu aggressiv für meine Kopfhaut. Stattdessen nehme ich jetzt ein Stück Shampoo-Seife, das man in gut sortierten Bioläden wie dem in der Karl-Liebknecht-Straße bekommt.
Wer langsam den Plastikmüll reduzieren will, kann sich auf die Suche nach Vorratspackungen machen und Shampoo oder Seifenspender nachfüllen. Wer es absurd findet, jeden Tag mit einem Plastikstab im Mund herumzufuhrwerken, sollte allerdings nicht auf eine Zahnbürste mit Naturborsten ausweichen. Mein Zahnarzt hat mich davor gewarnt, dass sich darin Bakterien stark vermehren. Aber ich habe online eine Alternative aus Bambus gefunden: die Borsten sind aus Nylon 4, einem komplett abbaubaren Bio-Kunststoff. Für meine letzte Ladung Wäsche habe ich Waschnüsse verwendet, aber aufgehängt habe ich sie mit den Plastikwäscheklammern, die ich noch aus meiner Kindheit kenne. Plastik kennt keine Vergänglichkeit.
Ich habe inzwischen gelernt: Wenn man Plastik aus seinem Leben verbannen will, braucht man Zeit und manchmal mehr Geld. In vielen Bereichen ist es einfach und befreit mich, in anderen ist es eine echte Herausforderung und ich frage mich immer öfter, wie sinnvoll es ist...
11.03.2015