Tara Gottmann

Freie Journalistin und Fotografin, Kiel

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Ein kleines Paradies für Pferde

Birte Wulf-Kobrock leitet die Pferdepension Dinghorst und kümmert sich um das Wohl der Vierbeiner. Quelle: Tara Gottmann

Erschienen am 05.12.2020 in den Kieler Nachrichten (Ostholsteiner Zeitung)

  

„Mir ist es wichtig, dass hier jedes Pferd zu seinem Recht kommt", sagt Betriebsleiterin Birte Wulf-Kobrock. Sie ist Betriebsleiterin der Pferdepension Dinghorst in Honigsee. Der Bewegungsstall hat dieses Jahr mit seinem Konzept zwei Preise gewonnen. „Unser Stall soll besser werden" heißt der Wettbewerb, der jährlich von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und dem Fachmagazin Reiter Revue ausgeschrieben wird. Hier konnte der Reiterhof ebenso überzeugen wie beim Wettbewerb „Qualitätsbetrieben gehört die Zukunft" der Unternehmensberater Schade&Partner.

In der Pferdepension Dinghorst leben auf 7000 Quadratmetern derzeit 60 Pferde im Alter von drei bis 30 Jahren. Das Konzept eines Bewegungs- oder Aktivstalls beruht darauf, dass die Pferde und Ponys sich frei bewegen können. Feste Boxen gibt es außer Notboxen für kranke oder verletzte Tiere keine. Die Vierbeiner in Honigsee können zwischen drei mit Stroh eingestreuten Liegehallen, zwei Ruhehallen mit Sandboden und zwei Paddocks wählen. Angrenzend befinden sich 30 Hektar Weidefläche. Auf dem Gelände sind mehrere Futterautomaten mit insgesamt 128 Fressplätzen verteilt. Jedes Pferd hat einen Chip in der Mähne, über den der Zugang zu Heu- und Kraftfutter reguliert wird. Stroh gibt es ohne Begrenzung. In den Chips ist jeweils abgespeichert, wie viel von welchem Futter die einzelnen Pferde fressen dürfen. Die Fressplätze sind wie eine Schleuse aufgebaut, die sich schließt, wenn ein Pferd sie betritt. „So kommt es zwischen den Pferden nicht zu Reibereien und jedes kann in Ruhe fressen", erklärt Wulf-Kobrock.

Die Rentner können in zwei VIP-Bereiche: „Dort haben nur die alten Pferde Zugang und können unbegrenzt Heu fressen", erklärt Wulf-Kobrock. Dort befindet sich außerdem ein Heucob-Automat, ein Prototyp, den es sonst noch nicht gibt. „Einige der Pferde sind hier seit vielen Jahren. Inzwischen sind sie alt und haben einige Wehwehchen wie etwa lockere Zähne. Das Problem habe ich dem Hersteller geschildert und daraufhin wurde der Automat entwickelt." Die Heucobs kommen klein gehäckselt in den Automaten. Kommt nun ein Pferd an die Futterstelle, wird der Automat über den Chip aktiviert und eine Portion Heucobs mit Wasser vermengt.

Doch die Pferdepension bietet nicht nur den Pferden eine gute Haltung. Zum Betrieb gehören außerdem ein Solarium und eine Sole-Box. Zum Training der Pferde und für die Reiter gibt es zwei Reitplätze, eine Reithalle, einen Springplatz, einen Trockenraum und einen Aufenthaltsraum.

Die Pferdepension Dinghorst gibt es seit dem Jahr 2002. Damals stellte die Familie Wulf ihren Milchviehbetrieb auf die Pferdehaltung um. Seitdem wurde immer wieder optimiert und umgebaut. Zuletzt wurde im Jahr 2018 umfassend modernisiert. „Die Firma Hit hat ja erst 2001 mit der Aktivstallhaltung angefangen. Wir gehörten mit zu den ersten und viele haben geglaubt, dass wir damit keinen Erfolg haben werden", so Wulf-Kobrock.

Nach den jüngsten Umbaumaßnahmen wurde entschieden, es bei den Wettbewerben zu versuchen. „Bei ‚Unser Stall soll besser werden' liegt ein Schwerpunkt ja beim Umbau und den erbrachten Verbesserungen, das passte zu uns", so Wulf-Kobrock. „Außerdem wussten wir ja schon, dass wir eine nicht ganz so schlechte Haltung haben." Interessant war für sie vor allem das Juryurteil: „Man lernt ja auch, was man noch besser machen kann. Es gibt keinen perfekten Stall." Sie fasst zusammen: „Die Jury lobte, dass wir trotz der hohen Anzahl an Pferden eine entspannte, zufriedene und gelassene Herde haben, die auf einem weitläufigen Gelände untergebracht ist und insgesamt in einem guten Futterzustand ist."


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